14.11.2024, 09:52
Zwei wichtige Siege am Stück in BBL und EuroLeague
Alba Berlin gelang am Dienstag ein Befreiungsschlag gegen Mailand, mit dem letzten Aufgebot wurde das italienische Spitzenteam geschlagen. Es zeigte, dass die Mannschaft lebt, doch das alleine wird über die komplette Saison nicht reichen.
So emotional wie gegen Mailand hatte man Alba-Coach Israel Gonzalez lange nicht mehr gesehen. Der Spanier tigerte die Seitenlinie entlang, ließ seinen Emotionen teilweise freien Lauf und wirkte nach der Partie im Interview mit MagentaSport so glücklich, als ob sein Team gerade in den Playoffs ein entscheidendes fünftes Spiel gewonnen habe.
"Ich bin so stolz auf meine Spieler“, gab Gonzalez zu Protokoll. "Der einzige Weg, die ganzen Situationen zu überleben ist, eine gute Energie aufrechtzuerhalten. Alle zusammen positiv sein. Jetzt haben wir die Belohnung dafür und können einen tollen Sieg feiern."
Ein toller Sieg am neunten Spieltag der EuroLeague, der überhaupt erst zweite in Europas Königsklasse, dazu gesellen sich drei in der Bundesliga (in sieben Spielen) sowie der Dusel-Erfolg im Pokal bei Zweitligist Crailsheim. Nein, die Berliner haben schon bessere Zeiten gesehen, im Moment kann es nur darum gehen, diese Phase irgendwie zu überleben. Wenn dann Jonas Mattiseck, Matteo Spagnolo, Gabriele Procida und Trevion Williams allesamt Bestwerte in der EuroLeague wie gegen Mailand auflegen, nimmt man dies gerne mit.
Es ist auch ein Zeichen, dass diese Mannschaft lebt. "Keiner setzt einen Pfennig auf uns. Alles, was wir machen können, ist, mit vollem Einsatz spielen, alles geben", erklärte Mattisseck das Mindset der Hauptstädter. Gegen Ulm und Mailand gelangen jeweils knappe und entsprechend emotionale Siege, doch ist das die Wende?
Dies muss bezweifelt werden, zu groß sind die Probleme auch abseits von all den Verletzungen. Der Kader ist weiterhin nicht ausbalanciert genug, das gab Sportdirektor Himar Ojeda nun bei diversen Anlässen bereits zu. Es tummeln sich zu viele Guards und zu wenig Bigs im Team, mehrere deutsche Center sagten Alba ab, darunter auch Tibor Pleiß oder Johannes Voigtmann, der lieber zu den Bayern ging.
Zwischen 2020 und 2022 dominierte Alba noch den deutschen Basketball, es ist keine zwei Jahre her, als Alba mit Oscar da Silva, Thiemann, Louis Olinde, Maodo Lo, Tim Schneider und Malte Delow eine starke deutsche Rotation aufbieten konnte, dazu kamen Ausländer wie Luke Sikma, Jaleen Smith und Markus Eriksson, die allesamt gute EuroLeague-Spieler waren.
Solche Akteure kann sich Alba schlichtweg nicht mehr leisten, mit dem SAP Garden wird die Lücke zum nationalen Konkurrent aus München noch einmal größer. Dabei ist es natürlich lobenswert, dass die Berliner massiv in die Jugend und auch in das Frauen-Team, welches im Vorjahr erstmals Meister wurde, investieren. Teile dieses Geldes fehlen allerdings nun für das Männerteam.
So war es jedem klar, dass auf Alba eine schwere Saison wartet. Wie schwer, das wird sich zeigen, denn auch im Vorjahr kamen die Berliner nur kaum aus den Startlöchern und qualifizierten sich am Ende trotzdem für die BBL-Finals.
Die echte Stärke von Alba ist bislang eh kaum einschätzbar. "Wir hatten bisher noch nicht einmal unser stärkstes Team zusammen", erinnerte noch einmal Point Guard Martin Hermannsson, nicht einmal im Training stand der komplette Kader zur Verfügung.
Im Profisport zählen jedoch Ergebnisse, das wissen auch die Verantwortlichen von Alba. Noch ist es nicht zu spät, diese bisher so verkorkste Saison zu retten, das Spiel in München ist eher ein netter Bonus und mit etwas Prestige verbunden. Gegen die gut gestarteten Bayern (6-3) dürften dennoch wenige wieder ihre Pfennige auf die Albatrosse setzen.
Robert Arndt