25.10.2024, 14:58
Vom Meisterschaftsaspiranten zum Tabellenvorletzten
Der Saisonstart von Alba Berlin verlief alles andere als ideal: Nach vier Spielen in der Basketball-Bundesliga stehen die Hauptstädter auf dem 15. Tabellenplatz. Besonders erschreckend: Seit über 20 Jahren startete Alba nicht mehr so schlecht in eine Saison. Doch was steckt hinter dem Fehlstart?
Manager Marco Baldi sieht den Hauptgrund für die bisherigen Misserfolge vor allem in den vielen verletzungsbedingten Ausfällen. Spieler wie Matt Thomas, Malte Delow, Trevion Williams und Ziga Samar (gegen Baskonia zurückgekehrt) fehlen schon seit einigen Wochen. "Wir haben Probleme. Uns fehlen wichtige Spieler. Und wir brauchen alle, um die Saison gut zu überstehen", erklärte Baldi. Diese Personalsorgen haben dazu geführt, dass der Vizemeister des Vorjahres bereits seit Saisonbeginn mit einem verkleinerten Kader spielt, was sich besonders bei den intensiven Doppelspieltagen bemerkbar macht.
Der enge Zeitplan belastet die Mannschaft zusätzlich: Innerhalb von zehn Tagen mussten die Berliner fünf Spiele bestreiten. "Wenn die Rotation kürzer ist, macht sich das natürlich bemerkbar. Und wenn man dann eine kurze Phase hat, in der man nicht voll da ist, reicht das schon", so Baldi. Genau das war beispielsweise gegen Chemnitz der Fall, als Alba die Puste ausging und sie mit 78:81 knapp verloren.
Neben den Verletzungen gibt es aber ein weiteres Problem: Der unausgewogene Kader. Mit Johannes Thiemann und Sterling Brown haben zwei der wichtigsten Spieler den Verein verlassen, und ihre Abgänge konnten bisher nicht adäquat kompensiert werden. Neuzugänge wie Trevion Williams und William McDowell-White zeigen zwar vereinzelt gute Ansätze, doch vor allem der Australier, McDowell-White, tut sich noch schwer, sich ins komplexe Alba-System einzugewöhnen. Mit nur 4,3 Punkten und 1,3 Assists im Schnitt bleibt er bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Zudem mangelt es dem Team an Balance, vor allem im Bereich des Shootings. In Sachen Dreier (33 %) hinkt Alba seinen Ansprüchen deutlich hinterher. Trainer Israel Gonzalez muss auf Spieler setzen, die aus Verletzungen kommen, wie Gabriele Procida, der nach einer halbjährigen Pause erst wieder in Form kommen muss. Die Albatrosse sind in dieser Phase gezwungen, strategisch zu handeln: Gewinnt man jedes Spiel mit vollem Einsatz, oder gibt man den verletzten Spielern die Zeit, die sie brauchen, um langfristig wieder zu funktionieren? Baldi macht deutlich: "Wenn wir das jetzt nicht tun, werden wir am Ende Schiffbruch erleiden."
Die Schwierigkeiten sind nicht nur auf Verletzungen und die Struktur des Kaders zurückzuführen, sondern auch auf die grundlegende Entwicklungen der vergangenen Jahre in Berlin. Obwohl Alba immer wieder in der Lage ist, viele Talente zu entdecken und zu fördern, ist die Integration dieser in die Profimannschaft zuletzt schwieriger geworden. In den vergangenen Jahren haben nur Malte Delow und Elias Rapieque den Sprung ins Profi-Team geschafft. Andere vielversprechende Spieler, wie Mathieu Grujicic (FC Barcelona) oder Jack Kayil (Mega Basket), wechselten vorzeitig zu anderen Klubs.
Die Herausforderung, sportlichen Erfolg mit der Entwicklung junger Spieler in Einklang zu bringen, gestaltet sich zunehmend schwierig. Spieler, die in der EuroLeague agieren sollen, erfordern andere Bedingungen und Perspektiven als solche in der Bundesliga. Der Druck, europäische Niederlagen wettzumachen, lässt den Spielraum für junge Profis enger werden.
Thema EuroLeague: In der Königsklasse setzte es ebenfalls einige Rückschläge - Niederlagen gegen Panathinaikos, Barcelona, Fenerbahce und Baskonia - auch hier wird die Hoffnung aber nicht aufgegeben. "Wir hatten einen holprigen Start, aber wir haben noch viele Spiele, um uns zu verbessern", sagte Forward Tim Schneider.
Es bleibt abzuwarten, wie sich Alba Berlin in den kommenden Wochen entwickelt. Klar ist jedoch, dass die aktuelle Situation alles andere als zufriedenstellend ist. Zu viele Guards, wenig Shooting und die Verletzungssorgen - es gibt viele Baustellen im Berliner Kader. Nun liegt es an Gonzalez und seinem Team, die Kurve zu bekommen. Denn die Fans in Berlin werden von ihrem Klub nicht weniger als eine Rückkehr in die Spitzengruppe der BBL erwarten.
Die nächste Gelegenheit, wieder in die Spur zu finden, bietet sich am Sonntag (15 Uhr, LIVE bei Dyn) in Berlin gegen die Basketball Löwen Braunschweig. In der EuroLeague geht es mit einem Doppelspieltag, ebenfalls zu Hause, weiter: Zunächst kommt es am Dienstag (29. Oktober, 19.30 Uhr) zum Duell mit Paris, am Donnerstag (20 Uhr) ist Anadolu Efes Istanbul zu Gast.
kon