11.01.2025, 07:12
Herbert angefressen
Der FC Bayern München hat in Piräus eine bittere Niederlage einstecken müssen. Der Negativ-Trend der vergangenen Wochen bestätigte sich, Coach Gordon Herbert reagierte schon im Spiel mit deutlichen Worten.
"Es ist einfach nur peinlich, euch da draußen zuzuschauen. Ihr kämpft nicht, ihr könnt nicht mal ein einfaches Play laufen, ohne dass wir den Ball verlieren. Wir holen keine Rebounds, das kann ich mir nicht anschauen. Es ist peinlich." Diese Worte wählte Gordon Herbert in einer Auszeit Mitte des vierten Viertels - und sie waren passend.
Die Starter waren bereits alle vom Feld, doch von den Reservisten konnte sich niemand empfehlen. Olympiakos hatte in den gut drei Minuten elf Zähler am Stück erzielt, die Bayern hatten keinen einzigen Wurf genommen, dafür aber vier Ballverluste produziert. Die Griechen behielten gnadenlos den Fuß auf dem Gaspedal, Bayerns Reservisten gelang nichts und so ließen sich die Münchner am Ende gewaltig abschießen.
Es war auch nicht nur die Offense. Es wurden in der Verteidigung Fehler gemacht, die auf diesem Niveau einfach nicht zu entschuldigen sind. So verwandelte zum Beispiel Sasha Vezenkov im vierten Viertel vier Dreier, weil Kevin Yebo jeweils beschloss, beim Drive zu helfen und dafür den heißesten Spieler auf dem Feld offene Dreier schießen zu lassen.
Die Liste an Unzulänglichkeiten könnte hier beliebig weitergeführt werden, das Prädikat "peinlich" war schlichtweg passend für das letzte Viertel, dass die Bayern mit 34:12 abgaben. Über 40 Minuten schossen die Gastgeber 60 Prozent aus dem Feld, Vezenkov verwandelte 18 (!) Würfe am Stück und hätte wohl den EuroLeague-Rekord von Nigel Hayes-Davis (50 Punkte) gebrochen, wenn ihn Coach Georgios Bartzokas nicht gut zwei Minuten vor dem Ende vom Feld genommen hätte. So blieb der Bulgare bei 45 Punkten stehen, enttäuscht war dieser darüber aber nicht.
"Wir waren heute nicht da", fasste es Herbert im TV-Interview zusammen und dampfte nach dieser Aussage sofort in die Kabine ab. Auch bei der PK war der Kanadier nur wenig redseliger, zu tief saß der Stachel der Demontage in den letzten Minuten. Denn: Gut zwei Minuten vor dem Ende des dritten Viertel waren die Münchner auf zwölf Zähler dran, die Partie mitnichten entschieden.
"Ich denke, dass es 25 Minuten ein Zehn-Punkt-Spiel war; die Jungs haben im zweiten Viertel und die ersten fünf Minuten nach der Pause mit etwas Herz gespielt. Danach ging es nur bergab", so Herbert.
Dieser hatte schon nach nicht einmal drei Minuten ein erstes Zeichen gesetzt, als die Bayern mal einen Fehlstart hinlegten und mit 0:9 hinten lagen. Alle Starter mussten runter, erst danach fingen sich die Bayern einigermaßen - zumindest offensiv. Ivan Kharchenkov (7 Punkte, 7 Turnover) einige gute Momente, gleiches galt für Andi Obst oder Devin Booker (16 Punkte, 7/11 FG), der sich nicht vom Slump seiner Mannschaft anstecken lässt.
Anders sieht es bei Carsen Edwards aus, der diesmal sogar ohne Punkte blieb und nur 18 Minuten auf dem Feld stand. Der Guard entwickelt sich zu einem Sorgenkind, noch schlimmer ist es um Leihgabe Onuralp Bitim (2, 1/5) bestellt, der in München kein Bein auf den Boden bekommt.
Mit 22 Ballverlusten und 17 abgegeben Offensiv-Rebounds kann man in der EuroLeague ohnehin kein Spiel gewinnen. Positiv ist lediglich, dass auch eine 43-Punkte-Schlappe wie eine einfache Niederlage gewertet wird und die Konkurrenz hinter den Play-In-Plätzen geschlossen ebenfalls verlor.
Die guten Vibes der Münchner sind jedoch weg. Wie Herbert schon im Vorfeld der Partie anmahnte, stimmten zuletzt nicht immer Einsatz und Einstellung, intern machte der Kanadier dies gegenüber einigen Spielern sehr deutlich. Der Auftritt heute war dagegen eine "Lehrstunde", wie es Johannes Voigtmann nannte. Nun wird sich zeigen, ob das Team daraus etwas gelernt hat.
Robert Arndt