10.03.2025, 13:28
Kritik an Kader und Budget-Planung
Die Trennung von Denis Wucherer als Trainer der Skyliners Frankfurt wirkt zunächst überraschend, ergibt sich jedoch aus den Entwicklungen der letzten Monate. Obwohl er das Team erst im Vorjahr in die BBL zurückführte, geriet er schnell in Konflikt mit den Rahmenbedingungen und der sportlichen Ausrichtung des Klubs.
Die Trennung von Denis Wucherer wurde am Sonntag bekannt gegeben - noch bevor die Mannschaft zu einem Trainingslager nach Mallorca aufbrach. Der 51-Jährige reiste nicht mehr mit, stattdessen wird bis Saisonende Co-Trainer Klaus Perwas das Team übernehmen.
Perwas ist seit 2008 im Verein und war als Assistent bereits unter Gordon Herbert tätig, mit dem er 2023 den Weltmeistertitel für Deutschland gewann. Die Entscheidung für ihn als Interimslösung erscheint naheliegend: Er kennt den Klub in- und auswendig und stellt zugleich eine günstige Alternative dar.
Rückblickend wirkt die Trennung von Denis Wucherer weniger überraschend. Schon nach dem Aufstieg stand die Zusammenarbeit auf der Kippe, erst später entschied sich der Coach für eine Verlängerung. Doch seine kritischen Töne, gepaart mit einer sportlich enttäuschenden Saison, haben letztlich zur Trennung geführt.
Im Sommer äußerte der 51-Jährige deutliche Kritik an der Vereinsführung der Skyliners. Er betonte, dass man aus Fehlern lernen müsse und stets gut vorbereitet sein sollte. Besonders in Bezug auf die Teamzusammenstellung und das Gehaltsgefüge legte er großen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis. Für ihn war es unverständlich, wie die Frankfurter in der Vergangenheit hohe Summen in wenige US-Stars investierten, während der Rest des Kaders mit deutlich geringeren Gehältern abgespeist wurde.
Das Gehaltsgefüge müsse stimmen, um Frust und Neid unter den Spielern zu vermeiden. Wucherer sprach sich gegen die Praxis aus, Spieler erst spät zu verpflichten, um beim Gehalt zu sparen, da dies zu Unzufriedenheit und Identifikationsproblemen führen könne. Er forderte von den Skyliners ein Umdenken, um die Motivation und den Teamgeist langfristig zu stärken.
Die Skyliners zählten zu den wenigen Vereinen, die ihr Budget im Liga-Report nicht offengelegt haben, was Fragen nach den finanziellen Rahmenbedingungen aufwarf.
Seit seinem Amtsantritt 2023 hat Wucherer die Skyliners zurück in die Bundesliga geführt. Doch von Beginn an war sein Wirken in Frankfurt nicht ohne Reibungspunkte. Immer wieder äußerte er sich kritisch zur sportlichen und wirtschaftlichen Situation des Klubs.
Besonders in Erinnerung bleibt seine deutliche Kritik im Dezember, als er nach einer knappen Niederlage gegen den FC Bayern München die Einstellung seiner Spieler infrage stellte: "Entweder sie können es nicht besser oder sie wollen einfach nicht."
Sportlich dürfte sich der Trainerwechsel nicht mehr groß auswirken: Mit nur fünf Siegen aus 20 Spielen stehen die Hessen über dem Strich auf Platz 16, profitieren dabei aber stark von der Schwäche der BG Göttingen, die mit nur einem Sieg als Absteiger schon seit Längerem so gut wie feststeht.
Die Frage ist nun, ob die Vereinsführung aus Wucherers Kritik die richtigen Lehren zieht - oder ob mit seiner Entlassung lediglich ein unbequemer Mahner entfernt wurde.
Lukas Hetterich