03.10.2024, 10:01
Standortbestimmung gegen Real Madrid
Die Münchner haben zu Saisonbeginn noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Vor dem EuroLeague-Auftakt gegen Real Madrid zeigt das Team von Gordon Herbert ungewohnte Schwächen.
Doch der Weg dorthin war holprig. Nach einem durchwachsenen Start in die BBL-Saison will die Mannschaft von Coach Gordon Herbert gegen die "Königlichen" ihre eigentliche Stärke beweisen. Der EuroLeague-Auftakt wird zur Standortbestimmung für das Team, das noch nach seiner optimalen Form sucht.
Obwohl Gordon Herbert in den vergangenen drei Jahren beim DBB bewiesen hat, dass er ein Team erfolgreich formen kann, greifen seine Ideen bei den Bayern bislang nicht. Die Spielweise der Münchner ist zu statisch, der Ball wird oft in isolierte Post-ups geleitet, anstatt schnelle Pässe und Transition-Angriffe einzusetzen.
Das vom 65-Jährigen angestrebte System basiert auf Ballbewegung und schnellen Entscheidungen, doch aktuell fehlt es an der nötigen Abstimmung. Hinzu kommt, dass die Bayern immer wieder durch Missverständnisse in der Defensive Punkte verschenken. Die Mannschaft ist zwar individuell stark besetzt, aber agiert noch nicht als Einheit.
Eines der größten Probleme der Münchner zu Saisonbeginn ist das fehlende Wurfglück. Besonders Scharfschütze Andreas Obst, der in der vergangenen Spielzeit noch mit einer starken Dreierquote überzeugte, sucht aktuell nach seinem Rhythmus. Seine Distanzwürfe verfehlten bisher zu häufig ihr Ziel, was die Offensive der Bayern enorm hemmt. In den bisherigen Bundesligaspielen traf Obst nur knapp 20 Prozent seiner Dreipunktversuche - weit unter seinem gewohnten Niveau.
Auch der Finals-MVP der vergangenen Saison, Carsen Edwards, konnte bislang nicht wie gewohnt überzeugen. Der US-Amerikaner weist eine erschreckende Bilanz auf: Lediglich einen einzigen Treffer aus dem Spiel und insgesamt nur elf Punkte erzielte der Guard in den ersten drei Bundesliga-Partien zusammen.
Eine weitere Baustelle im Spiel der Münchner ist die Point-Guard-Position. Nick Weiler-Babb, der in der Nationalmannschaft bewiesen hat, dass er ein solides Ballhandling und einen sicheren Abschluss hat, wirkt in der Rolle des primären Ballverteilers oft überfordert. Sein Spiel ist nicht dynamisch genug, um das Tempo zu bestimmen, das Trainer Herbert fordert. Auch Neuzugang Yam Madar zeigte bisher nur gelegentlich seine Qualitäten. Der junge Israeli leistet sich bisher zu viele Ballverluste, was die Unsicherheit in der Mannschaft verstärkt.
Ein Lichtblick bleibt Shabazz Napier. Der erfahrene Guard ist momentan der einzige, der die Rolle des Spielgestalters konstant ausfüllt und dem Team Sicherheit verleiht. Doch auf Dauer brauchen die Münchner mehr Optionen, um das Backcourt-Spiel variabler zu gestalten und den Druck auf Napier zu reduzieren.
Trotz der mäßigen Leistungen zu Saisonbeginn sind die Bayern ambitioniert. Ziel für die EuroLeague-Saison 2024/25 ist es, sich für die Play-offs zu qualifizieren, nachdem dieses Vorhaben in der vergangenen Saison deutlich verfehlt wurde. Das Erreichen der ersten Acht gilt als Grundvoraussetzung für die weitere sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins. Der Umzug in den SAP Garden soll dabei helfen, die Zuschauerzahlen und die Atmosphäre in der Halle zu steigern.
Die Partie am Donnerstagabend wird zur echten Standortbestimmung für die Münchner, die sich noch in der Findungsphase befinden. Klar ist: Mit einer starken Leistung gegen Real könnte das Team viel Selbstvertrauen für die kommenden schweren Aufgaben in der EuroLeague tanken.
kon