21.12.2024, 09:25
Ersehnter Auswärtserfolg in der EuroLeague
Eine 18-Punkte-Führung verspielt, Drama in der Schlussphase. Der FC Bayern München musste in Mailand leiden, schnappte sich aber doch den ersehnten 79:78-Erfolg in Italien.
Am Ende konnten sich die Bayern nicht entscheiden, ob es nun "schmutzig" oder "hässlich" war, Carsen Edwards stellte schließlich gewohnt nüchtern fest, dass ein Sieg nun mal ein Sieg sei. Und damit hatte der Topscorer der Münchner natürlich recht, denn diese Partie könnte sich im weiteren Verlauf der Saison noch als Knackpunkt-Spiel entpuppen.
Bei einer weiteren Niederlage wären die Münchner auf Platz acht in der Tabelle durchgereicht worden, Mailand hätte mit der gleichen Bilanz dahinter gelauert. Stattdessen schließt das Team von Gordon Herbert die Vorrunde als Vierter ab. Der Vorsprung auf Platz elf (Mailand) beträgt zwar weiter nur zwei Siege, doch so eng wie die EuroLeague in dieser Saison ist, sind solche Erfolge Gold wert.
Es war nun bereits der sechste Erfolg mit einer Differenz von maximal fünf Punkten, auf der anderen Seite wurde keines verloren. Glück spielt dabei oft eine Rolle, so auch am Freitag, als der kleine Hakenwurf von Shavon Shields schon in den Korb schaute, dann aber doch nicht fiel.
Und doch sah Herbert das "kompletteste Auswärtsspiel" der Saison, vornehmlich weil man sich an diesem Abend auf die Verteidigung verlassen konnte. Diese generierte auch in der Schlussphase die entscheidenden Stops, unter anderem durch einen Steal von Carsen Edwards, der mit sieben Punkten in knapp einer Minute die Wende in einer Partie mit zahlreichen Wendungen brachte.
Mann des Abends war diesmal aber ein anderer - und zwar Nick Weiler-Babb, der nicht nur den entscheidenden Freiwurf traf, sondern mit zehn Punkten sowie zwölf Assists ein Double-Double auflegte und in der Verteidigung die Allzweckwaffe der Bayern war. Der deutsche Nationalspieler war zwar ob der Scoring-Explosionen von Edwards und der Verlässlichkeit von Devin Booker etwas im Schatten stehen, doch zusammen mit den beiden ist er die dritte Säule der Mannschaft und ein Muster an Konstanz.
8,2 Punkte, 4,5 Rebounds, 5,1 Assists sowie 1,6 Steals legt NWB im Schnitt auf - und das bei Quoten von 57 Prozent aus dem Zweierbereich sowie knapp 42 Prozent aus der Distanz. Zwölf Assists in Mailand waren ein Karrierebestwert und unterstrichen noch einmal seine Entwicklung unter Herbert. Weiler-Babb macht das Spiel nicht mehr zu langsam, er hat ein beinahe blindes Verständnis mit Booker und ist stets in der Lage, auch selbst sich Dreier zu kreieren.
Es sind die Vorzüge eines guten EuroLeague-Spielmachers und Weiler-Babb selbst betonte noch einmal, wie wichtig das Vertrauen des Coaches sei. Dies hatte der Guard unter Herbert schon immer, der Kanadier hielt in der Nationalmannschaft auch in schwierigen Phasen stets am 29-Jährigen fest. Nur Edwards hat in dieser Saison bei den Bayern mehr Minuten als Weiler-Babb abgespult.
Eine kleine Renaissance hatte dagegen Johannes Voigtmann, dessen Verteidigung zuletzt immer mal wieder in der Kritik stand. Womöglich muss der Center häufiger gegen sein Ex-Team ran, denn so entschlossen wie in Mailand sah man den 32-Jährigen lange nicht. Mehrfach penetrierte Voigtmann in die Zone, ohne dabei auch nur an den Pass zu denken. Diese Pässe sind zwar eine Qualität, inzwischen spekuliert aber fast jeder Gegner auf genau das.
In der alten Heimat machte Voigtmann das Gegenteil, einmal stopfte er im vierten Viertel sogar elitär und ließ kurz darauf einen Pass über das halbe Feld zu Booker folgen. Solche Kleinigkeiten halfen in einer Phase, als Bayern kaum noch scorte. 79 Punkte hatten den Bayern zuvor nur gegen Zalgiris gereicht, nur zweimal ließen die Bayern in dieser Saison weniger Zähler zu.
Geht es nach Herbert, darf dies häufiger passieren. Der Weltmeister-Trainer predigte dies seit Wochen, in einem "6-Punkte-Spiel" lieferten seine Schützlinge auch endlich ab
rar