16.02.2025, 10:30
Nach Halbfinal-Coup gegen die Bayern
Der MBC steht nach dem Coup gegen den FC Bayern Basketball erstmals im Top Four des BBL-Pokal. In Sachsen-Anhalt herrscht Euphorie, doch nun soll es am Sonntag auch zum ganz großen Wurf reichen.
Besser hätte man es sich aus Sicht des MBC nicht malen können. Ein furioses Offensivspektakel gegen den Double-Sieger aus München endete mit einem wilden Putback von Center Martin Breunig, der das Publikum in der Stadthalle Weißenfels ausflippen ließ. "Alle gegen Bayern" schallte es während der 40 Minuten immer wieder von den Rängen, neben den Heimfans feuerten auch die Anhänger aus Bamberg und Frankfurt die Mitteldeutschen frenetisch an und wurden am Ende auch belohnt.
"Das war heute wirklich Gänsehautstimmung", bilanzierte MBC-Geschäftsführer Martin Geissler nach der Partie und auch Matchwinner Breunig bestätigte: "So laut war es in den drei Jahren, in denen ich hier war, noch nie." Sicher, die Stadthalle Weißenfels ist nicht glamourös und passt so gar nicht zu den großen Plänen der BBL, das Top Four zu einem "Leuchtturm-Event" zu entwickeln. Dennoch war es die passende Location für den Evergreen zwischen David und Goliath.
"Wir konnten heute nur gewinnen", meinte Geissler und schwärmte von der Intensität und Leidenschaft, die sein Team an den Tag legte. "Das Glück war ein wenig auf unserer Seite, aber meine Jungs haben alles reingeworfen", fügte Coach Janis Gailitis an, der als Trainer sowohl in Lettland als auch in Deutschland noch kein Pokalspiel verloren hat.
Gegen die Bayern brauchte es ein perfektes Spiel und der MBC war an diesem Samstag für ihre Verhältnisse verdammt nah dran. 69 Prozent aus dem Feld, 44 Prozent von der Dreierlinie - vor allem die Guards Spencer Reaves (23 Punkte) sowie Michael Devoe (22) konnten kaum danebenwerfen und waren zur Stelle, als bei den Bayern in der zweiten Halbzeit Carsen Edwards (19 Zähler nach der Pause) seinen Rhythmus fand.
Weißenfels hielt das Tempo hoch, verteidigte leidenschaftlich und fand im vierten Viertel Wege, um zu scoren, auch wenn die Beine langsam schwerer wurden. Mehrfach war Breunig (13, 9 Rebounds) am offensiven Brett zur Stelle, gekrönt natürlich von seinem Gamewinner bei noch 0,9 Sekunden auf der Uhr zum Endstand.
"Ich wusste, dass wir nur noch zwei Sekunden hatten, deswegen musste das Ding schnell hoch", erinnerte sich Breunig an das Play, welches alle Dämme brechen ließ. Schon jetzt ist dies nach dem Gewinn des FIBA Europe Cup 2004 der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, am Sonntag soll nun gegen Bamberg, die im anderen Halbfinale mit Frankfurt nur wenig Probleme hatten, die Krönung folgen.
Der MBC wird als leichter Favorit in diese Partie gehen, allerdings schlug Bamberg die Gastgeber vor zwei Wochen in der Brose Arena deutlich (87:69). Daheim setzten sich im Oktober jedoch die Wölfe durch, der Heimvorteil soll nun noch einmal greifen. "Wir haben in der BBL nicht durch Zufall zehn Siege geholt", gab sich Geissler selbstbewusst. "Nicht weil wir besonders viel Qualität haben oder gut verteidigen, sondern weil wir Vollgas geben."
Einmal noch Vollgas und dann? "Wenn wir gewinnen, dann fliegt das Hallendach weg und es wird endlich Zeit für eine neue Halle", ist sich Geissler sicher.
Robert Arndt