04.10.2024, 08:35
Sieg bei Premiere im SAP Garden
Der FC Bayern München hat beim ersten Spiel im SAP Garden für ein kleines Ausrufezeichen gesorgt. Dank eines furiosen Schlussviertels wurde Real Madrid geschlagen, es überzeugten vor allem zwei Neuzugänge.
Kurz vor Mitternacht sah man in den Katakomben zahlreiche frohe, aber auch erleichterte Gesichter bei den Bayern. Das Spiel gegen Real, es war die erste echte Bestandsaufnahme für das neuformierte Team des ebenfalls neuen Coaches Gordon Herbert. Die drei Auftritte zuvor in der BBL waren wenig inspirierend, nach der Niederlage in Ludwigsburg im zweiten Spiel folgte zuletzt ein glücklicher Heimsieg gegen Hamburg.
Das war aber eben im Wohnzimmer BMW Park und nicht im brandneuen SAP Garden, dem Festsaal (cc: Marko Pesic) der Bayern. Es lief zwar nicht alles rund, so waren die Tribünenteile hinter den Korbanlagen nicht da, dazu fiel im vierten Viertel für einige Minuten die Shotclock auf der Angriffsseite der Bayern aus, doch nach gut 2:15 Stunden Bruttospielzeit stand das erhoffte Ergebnis, ein Erfolg über den Vorjahresfinalisten aus Madrid.
Die Königlichen machen derzeit zwar nur bedingt ihrem Namen alle Ehre, es war nach Supercup und Liga-Auftakt die dritte Pleite in Serie, doch ein zweistelliger Rückstand muss auch erst einmal gegen so ein Team wie Real aufgeholt werden. Mit einem 24:4-Lauf drehten die Bayern einen solchen noch einmal um und hatten am Ende das nötige Quäntchen Glück, als Reals Spielmacher Facundo Campazzo elf Sekunden vor Schluss ein wenig zu offensichtlich ein Foul beim Dreier schinden wollte und im Anschluss den Referees am liebsten an die Wäsche gegangen wäre.
Entsprechend erleichtert zeigte sich Devin Booker im Bauch der Arena, auch wenn der Big Man kaum zu hören war, da der Rapper Sido als Überraschungsact noch ein Konzert nach Spielschluss gab. "Wir haben nicht aufgegeben, wir haben als Team zusammengehalten", bilanzierte der US-Amerikaner. Das Klimpern des Phrasenschweins war unüberhörbar, aber seine Aussage ist auch eine der Erkenntnisse der ersten vier Partien.
Es mag zwar nicht alles klappen, doch diese Mannschaft ackert zusammen und präsentiert sich als Einheit. Auch gegen das lange Real holten die Bayern wieder mehr Offensiv-Rebounds (10:7), spielten starke 22 Assists (verteilt auf acht Spieler) und gaben sich auch nach dem dritten Viertel nicht auf, als man mit den Startern nach der Pause komplett den Faden verloren hatte.
Hier stach insbesondere Shabazz Napier heraus, der zwar im ersten Viertel durch einige bittere Turnover auffiel, dann aber das Geschehen an sich riss und mit seiner Routine dem Spiel Stabilität gab. Ein solcher Spielertyp fehlte im Vorjahr. Napier kann sowohl den Ball verteilen, als auch für sich selbst kreieren, dazu pusht er den Ball, was Herbert immer wieder fordert.
Auch die Größennachteile fielen kaum ins Gewicht, obwohl fast immer der nur 1,75 Meter kleine Carsen Edwards an seiner Seite spielte. Auch der BBL-Finals-MVP machte sein bestes Saisonspiel mit 14 Punkten und sechs Assists, dazu fiel endlich mal der erste Saisondreier (zuvor 0/11 Dreier und 1/18 FG). Die Quote war zwar erneut wenig ruhmreich (5/16), dazu kam ein ganz schlimmer Versuch bei rund zwei Minuten auf der Uhr, doch die positiven Momente überwogen und so war es folgerichtig, dass er in der Crunchtime den Vorzug vor Andreas Obst bekam.
Bereits zu Beginn nahm Herbert auch eine Änderung seiner Starting Five vor. Oscar da Silva, in den ersten drei Partien der konstanteste Bayer, musste Johannes Voigtmann weichen und der Weltmeister rechtfertigte das. 19 Punkte, zehn Rebounds und vier Assists in satten 34 Minuten wurden für den Big Man notiert, der dazu gleich fünf Dreier traf.
"Hätten wir es uns ausmalen können, hätten wir uns es genauso gemalt mit dem Comeback im vierten Viertel", meinte der Eisenacher nach der Partie. "Die Halle war dann richtig da und hat zum ersten Mal ein Gefühl dafür gekriegt, was möglich ist." Den Sieg machte auch Voigtmann möglich, der satte neunmal von draußen warf, Frontcourt-Kollege Booker tat dies dreimal.
Das war auch so gewollt, schließlich konnte so der vermutlich beste Center der EuroLeague, Walter Tavares, ein wenig aus der Zone gehalten werden. Die Bayern nahmen nur 19 Abschlüsse in der Zone (Real: 29), doch endlich fielen auch mal die Dreier (15/35 3P). Ob es am Spalding lag, der in der EuroLeague verwendet wird?
Booker wich der Frage schmunzelnd aus und gab an, auf gar keinen Fall etwas Schlechtes über den Ball in der BBL zu sagen. Stattdessen fokussierte sich der Center, der in der Schlussphase wegen eines falsch gesetzten Blocks ausfoulte, auf das Sportliche und sagte das, was vermutlich viele im Bayern-Lager nach diesem Sieg verspürten: "Wir sind bereit".
Robert Arndt