07.02.2025, 09:12
Gewinner und Verlierer der Trade Deadline
Die Lakers bleiben dank Luka Doncic der große Gewinner. Zumal Sie zusätzlich einen vielversprechenden Center verpflichteten. Klar verbessert sind außerdem die Cavs und Spurs - und Dennis Schröder dürfte den Pistons weiterhelfen. Verloren haben vor allem die Suns, Bulls, Mavericks und irgendwie auch Orlando.
Einen Top-5-, vielleicht Top-3-Spieler mit Mitte 20 hast du oder du hast ihn nicht. Die Lakers bekamen ihn. Nicht einfach so, aber zu einem Preis, der ihnen genügend Möglichkeiten ließ. Sie tauschten einen der besten zehn gegen einen der besten fünf Spieler, mussten dabei weder alle Picks zur Bank tragen noch ihre besten jungen Spieler, beispielsweise Austin Reaves, wegschicken. Wie schon einmal geschrieben: Anthony Davis verdient jeglichen Respekt. Er zählt zu den besten Spielern und Verteidigern der Liga. Luka Doncic ist trotz seiner defensiven Schwächen noch einmal eine Stufe darüber. Vor allem ist er sechs Jahre jünger.
Vor dem Trade hatten die Lakers keine Zukunft. Nun können sie, so Doncic seinen spätestens 2027 auslaufenden Vertrag verlängert, über Jahre etwas aufbauen und bleiben relevant. Dallas mag für den Moment das bessere, da besser ausbalancierte Team sein. Gleichzeitig spielten die Lakers auch mit Davis nicht zwingend um den Titel, und das Experiment Luka und LeBron James ist interessant. Mit Mark Williams kam zudem ein junger Center mit Riesenpotenziell, allerdings auch riesigen Verletzungssogen. Fuß- und Rückenprobleme können schnell ganz große Schwierigkeiten verursachen. Entsprechend ist Williams ein gewisses Risiko. Angesichts seines Potenzials kann es sich jedoch auszahlen. Sofern der Center seinen Motor in der Defense findet.
Zu sagen, die Cavs suchten seit Jahren einen langen Flügel, der verteidigen und offene Dreier treffen, der zudem Scoring liefern kann, klingt übertrieben - und ist doch sehr nahe an der Wahrheit. Max Strus zur vergangenen Saison zu holen, war ein guter Anfang. De’Andre Hunter gibt den Cavs mitten in ihrer besten Saison seit LeBron noch einmal ganz andere Möglichkeiten. Nicht nur, weil er die mit Abstand beste Saison seiner Karriere spielt (19 Punkte, 46,1 Prozent FG, 39,3 Prozent 3FG bei 6,7 Versuchen).
Hunter ist noch etwas agiler, länger, athletischer als Strus, kann zudem auch auf der Vier spielen. Gleichzeitig mischt Cleveland seine Lineups gern durch, verteilt die Minuten von Darius Garland, Donovan Mitchell, Evan Mobley und Jarrett Allen so, dass nahezu immer mindestens zwei der vier auf dem Feld stehen. Nun Hunter als Komplementärspieler zu haben, macht die Cavs potenziell noch gefährlicher. Caris LeVert zu verlieren, schmerzt umgekehrt natürlich. Gleichzeitig hat Cleveland mit Mitchell, Garland und mittlerweile auch Mobley sowie Ty Jerome eine gute Auswahl an Ballhandlern. LeVert initiiert und dribbelt ebenfalls gern. Hunter kann wiederum Räume für die anderen öffnen, um danach von ihren Pässen zu profitieren.
Jimmy Butler machte kein Geheimnis daraus, dass er nach Phoenix getradet werden wollte. Das klappte nicht. Ansonsten bekam Butler all seine Wünsche. Er muss nicht mehr nach Miami. Zudem spielt er bei einem Team, das gewinnen möchte - ob es kann, steht auf einem anderen Blatt - und erhielt seine Vertragsverlängerung. Nicht langfristig, mit (je nach Bericht) zwischen 111 und 121 Millionen für zwei Jahre dafür umso üppiger.
Spielerisch dürfte Butler, sofern er fit ist und annähernd an sein altes Leistungsniveau herankommt, deutlich weiterhelfen. Als zweiter echter Star, der für sich und andere kreieren, der zu viel Platz schonungslos bestrafen kann, erleichtert er das Leben der Warriors, vor allem das von Stephen Curry ungemein. Dazu kommt die Komponente des verlässlichen Scorings aus der Mitteldistanz. Es könnte gut funktionieren. Gleichzeitig fehlt es Golden State an Shooting, während andere Teams im Westen (und Osten) noch besser ausbalanciert und aufgestellt sind. Der Titel bleibt ein Stück entfernt, die Chance auf Playoffs und den Gewinn einer Serie sind jedoch gestiegen.
Victor Wembanyama braucht einen Point Guard! Nach Wembys Premierensaison riefen es alle von den Dächern. Im Sommer holten die Spurs daher erst Chris Paul, nun kam De’Aaron Fox. Pauls Leaderfähigkeiten und IQ halfen und helfen dem jungen Team. Lange dürfte CP3 San Antonio mit seinen bald 40 Jahren allerdings nicht erhalten bleiben. Fox kann mit Wembanyama wiederum auf Jahre ein dynamisches Duo bilden. Ja, auch der Guard ist bereits 27. Ja, Fox lebt von seiner Geschwindigkeit. Die dürfte ihm vorerst allerdings erhalten bleiben, womit er hervorragend zu Wembanyama passen, Räume für den Franzosen öffnen und dank Wembys Präsenz gleichzeitig selbst mehr Platz vorfinden dürfte.
Setzen die beiden zum Pick and Roll an, lohnt sich weder der Switch noch das Doppeln. Fox ist zu schnell, Wembanyama zu groß. Es könnte kompliziert werden für gegnerische Defenses. Dazu ist Fox schlicht ein sehr guter Basketballspieler, der das Potenzial der Spurs deutlich steigert, in engen Spielen zudem übernehmen kann. All das bekam San Antonio, ohne viele Picks zu opfern oder junges Talent wie Devin Vassell, Stephon Castle oder Jeremy Sochan in den Trade mit den Kings zu involvieren. Viel besser kann es nicht laufen.
J.B. Bickerstaff half, aus dem schwächsten Team der vergangenen Saison einen echten Playoff-Contender zu machen. Die Pistons spielen soliden, guten Basketball, Cade Cunninghams Leistungen machen ihn zum All Star. Dass sich Jaden Ivey schwer am Bein verletzte, entriss Detroit einen Ballhandler, doch Detroit machte weiter - bekommt Dennis Schröder, der Iveys Rolle am Ball auch dank seines Drives teilweise übernehmen kann.
In Golden State kam der Weltmeister in ein Team, das eigentlich einen anderen Stil spielte. Detroit setzt dagegen mehr auf das Pick and Roll. Das liegt Schröder. Beide dürften profitieren. Schröder kann entweder neben Cunningham spielen oder Bank-Lineups anleiten. Dazu kommen die Leaderfähigkeiten. Ohne selbst viel zu investieren, haben die Pistons nun einen Spieler, der gewisse Lücken im Roster füllt und ihnen damit beim Playoff-Push helfen dürfte.
Es gibt durchaus Argumentationslinien, an deren Ende die Mavs für den Moment das bessere Team sind als die Lakers. Sie wirken schlicht etwas runder. Aber sind sie auch ein besseres Team als vor der Deadline? Sowohl heute als auch in drei Jahren? Stehen die Meisterschaftschancen nun besser als vor dem Trade Davis für Doncic? Zumindest Zweifel sind angebracht. Dazu kommt der Ablauf. Zum Schluss zu kommen, dass die Franchise einen anderen Star braucht als Doncic, ist legitim (wenngleich man nicht zustimmen muss). Anthony Davis, als favorisierten Ersatz zu benennen, ebenfalls.
Dann aber nicht zu versuchen, das Maximum herauszuholen, einen kleinen Bieterkrieg anzufachen, ist ob Doncic’ Stellung in der Liga beinahe fahrlässig. Natürlich wäre die Sache dann wahrscheinlich rausgekommen. Gleichzeitig wäre es immer noch um Luka Doncic gegangen. Womöglich hätten die Mavs am Ende auch noch Austin Reaves, dazu LA’s 2031er Pick bekommen. So erscheint es auch noch Tage nach dem Trade, als habe Dallas etwas liegen lassen. Dazu kommt die gekränkte Fanseele, die Lukas Abgang fassungslos zurücklässt. Vielleicht hat Nico Harrison am Ende Recht und wir stehen alle dumm da. Für den Moment bleiben weiter sehr viele Fragezeichen.
Immerhin die Richtung ist klar. Auf Alex Caruso folgte DeMar DeRozan, folgte nun Zach LaVine. Die Bulls haben ihren Kern abgegeben, steuern nun auf die Lottery zu und geben jungen Spielern wie Matas Buzelis Spielzeit. Gleichzeitig fädelten sie Trades für drei ihrer vier besten Spieler ein und erhielten dabei genau keinen fremden First-Round Pick zurück. Dass die Bulls durch den LaVine-Deal ihren eigenen für den kommenden Draft in jedem Fall behalten dürfen, ist einerseits ein Erfolg. Andererseits standen die Chance gut, dass er auch so in Chicago bleibt.
Nun müssen sie ihn auch in Zukunft nicht abgeben, haben daher mehr Planungssicherheit. Tradet ein Team im Umbruch drei Plus-Spieler, ist das auf der Pick-Seite dennoch unglaublich wenig. Dass es Chicago außerdem nicht gelang, aus Nikola Vucevic’ hervorragender Saison Kapital zu schlagen und einen Trade einzufädeln, rundet das überschaubare Gesamtbild ab.
Nach drei Niederlagen in Folge stecken die Suns noch tiefer im Play-in-Rennen. Dabei soll es eigentlich um die Meisterschaft gehen. Große Veränderungen waren geplant. Phoenix wollte Jimmy Butler, Jimmy Butler wollte Phoenix. Geklappt hat es nicht. Gleichzeitig versuchten die Suns angeblich, durch Kevin Durant etwas Bewegung ins Roster zu bringen. Auch das scheiterte, und nun ist KD verstimmt (gut, vielleicht auch angestachelt).
Jusuf Nurkic’ Gehalt nicht nur loszuwerden, mit Cody Martin zudem einen potenziell wertvollen Rotationsspieler für den Flügel zu bekommen - nicht gerade Phoenix’ am üppigsten besetzte Planstelle -, ist durchaus positiv. Am Ende sind die Veränderungen aber wohl zu gering, um den erhofften Sprung zu machen. Die Suns bleiben in der Sackgasse.
Es läuft nicht mehr in Orlando. Trotz der Rückkehr von Franz Wagner und Paolo Banchero können die Magic derzeit kaum scoren, verloren acht ihrer letzten zehn Spiele. Jalen Suggs fehlt vor allem defensiv. Zudem mangelt es weiter an Schützen und einem weiteren Creator. Interessiert waren die Magic angeblich sowohl an Brooklyns Cam Johnson als auch an Chicagos Coby White.
Gekommen ist niemand. Klar bleibt immer die Frage, was am Ende möglich war, doch die Probleme bestehen. Orlando hat bereits bewiesen, wie gut es sein kann. Vielleicht kommt alles rechtzeitig zu den Playoffs zurück. Hilfe hätte Orlando dennoch gut gebrauchen können. Für Gegenwart und Zukunft.
Max Marbeiter