23.11.2024, 09:46
Elf verwandelte Dreier für Nationalspieler
Andreas Obst verwandelte beim 100:78-Erfolg des FC Bayern München gegen den FC Barcelona elf Dreier - es war ein neuer Rekord in der EuroLeague. Obst selbst war das lange nicht bewusst, am Ende halfen die Bankspieler, dass Obst auf jeden Fall die Chance auf den Rekord bekam.
Den Einfachsten, den traf Andi Obst dann nicht. Mitte des vierten Viertels war die Partie gegen den FC Barcelona bereits gefühlt entschieden, stattdessen ging es nur noch darum, ob der deutsche Nationalspieler den EuroLeague-Rekord brechen würde. Zehn verwandelte Dreier waren es bereits, der Elfte sollte unbedingt noch her, doch er wollte einfach nicht fallen, auch nicht völlig frei aus der rechten Ecke.
"Es sollte ein bisschen spannender werden", meinte Obst nach der Partie mit einem Schmunzeln und gab zu, dass es am Ende dann doch etwas erzwungen war. "Heute sind dafür mal die schweren Dinger gefallen, das hat sich gut angefühlt." In der Schlussminute war es dann soweit, natürlich verwandelte Obst dann einen der schwersten Versuch, einen ansatzlosen Wurf aus dem Dribbling und die ganze Halle (der SAP Garden war zum sechsten Mal ausverkauft) war sich diesem Moments bewusst.
Bei den Bayern war es vor allem Shabazz Napier, der auf der Bank alle darauf aufmerksam machen konnte, dass hier Geschichte möglich war. "Er hat es alle wissen lassen", sagte Herbert und gab an: "Hätte ich Andi ausgewechselt, hätten sie die Spieler ihn wieder eigenhändig aufs Feld geschickt."
Obst selbst war lange gar nicht klar, dass an diesem Abend etwas Historisches passieren könnte, laut eigener Aussage zählte er nicht mit, bevor der verletzte Kapitän Vladimir Lucic ihn darauf aufmerksam machte. Zeitweise verwandelte Obst, der einige Male überraschend offen stand, sechs Distanzwürfe am Stück. Diese zogen dem schwachen Barcelona endgültig den Zahn. Das Spitzenteam aus Spanien fand keinerlei Zugriff und genehmigte satte 42 Dreier, 20 gingen durch die Reuse.
"Das lag an unserem Speed. Wir haben krasse Shooting Power und so sind wir immer gefährlich", merkte Obst an. Barca konnte jedoch auch am Ring nichts entgegensetzen, zur Pause hatten die Bayern noch keinen Zweier vergeben, am Ende waren es noch 15/24. Obst selbst nahm übrigens ausschließlich Dreier sowie einen Freiwurf.
Sechsmal haben die Bayern nun im neuen SAP Garden gespielt, sechsmal hieß der Sieger Bayern. Mit Real Madrid, Olympiakos, Barca sowie den Überraschungsteams aus Kaunas und Paris wurden schon zahlreiche Spitzenteams geschlagen, in Europa zeigen sich die Bayern erstaunlich konstant.
Gegen die Katalanen gelang endlich auch Obst ein Befreiungsschlag, der vor seiner Explosion gerade einmal 33,7 Prozent seiner Dreier versenkte. Dies wurde mal eben um fünf Prozentpunkte gesteigert. "Am Anfang der Saison hatte er ein paar Probleme, aber es ist gut zu sehen, dass er langsam wieder in Form kommt", meinte Herbert und sprach von einem "Lehrbeispiel" in Sachen Shooting.
Bisher hatte Obst in der EuroLeague im Frühling 2023 in zwei verschiedenen Spielen (in Madrid und in Mailand) mal sieben Dreier verwandelt, ansonsten hatte der 28-Jährige seine besten Momente eher im Nationalteam - eben unter Herbert. Der Kanadier vertraut Obst, im Vergleich zu den Vorjahren hat der Guard wieder mehr Verantwortung, dribbelt häufiger mit dem Ball und wird grundsätzlich besser freigespielt.
An jenem Freitagabend ging Obst dann auch früh Feuer, mit einigen schwierigen Dreiern holte sich der Shooter das nötige Selbstvertrauen und war dann nicht mehr zu stoppen. Mit einer Bilanz von 8-3 stehen die Bayern nun wieder auf Rang drei in der EuroLeague, am kommenden Freitag steht dann eine Reise zu Roter Stern Belgrad auf dem Programm.
Die Bayern haben sich oben eingenistet, nach einem Drittel der Regular Season sind die Münchner tatsächlich auf Playoff-Kurs. Als Spitzenmannschaft wollte Obst sein Team noch nicht bezeichnen, zeigte sich aber dennoch selbstbewusst: "Die Gegner müssen uns ernst nehmen, uns muss man erst einmal schlagen. Wir haben vor jedem Team Respekt, aber verstecken werden wir uns nicht." Mit einem Obst in dieser Form sowieso nicht.
Robert Arndt