14.01.2025, 08:55
Auch der einstige Wemby-Challenger bleibt ein Sorgenkind
Knapp die Hälfte der Regular Season ist bereits absolviert. Welche Spieler erfüllen bisher nicht die in sie gesetzten Erwartungen oder Hoffnungen? Wir haben uns auf einige Akteure konzentriert, die Schlüsselrollen bei ambitionierten Teams einnehmen und diese zurückhalten … die Liste beinhaltet jedoch auch eine Ausnahme.
Starten wir direkt mit dieser Ausnahme. Henderson spielt nicht für ein in der Gegenwart ambitioniertes Team, aufgrund seiner Draft-Position ist die Entwicklung des Guards jedoch maßgeblich für die Zukunft seiner Franchise. Scoot ist der Spieler, der (vor langer Zeit) mal als Konkurrent für Victor Wembanyama auf den Nr.1-Pick 2023 galt, der auch am Draft-Abend noch zu harscher Kritik an den Hornets führte, weil diese Brandon Miller und nicht ihn auswählten.
Das sah schon in seinem Rookie-Jahr übertrieben aus. Scoots zweite Saison hat bisher leider auch keine große Besserung erkennen lassen. Die Blazers bringen ihn von der Bank und lassen ihn weniger spielen als im Vorjahr (25,7 Minuten pro Spiel), was schon aufhorchen lässt. Die Counting Stats sind in fast allen Bereichen schlechter geworden. Die Quoten ebenfalls.
Henderson ist ein guter Athlet und Passer, er kommt für einen Guard häufig zum Ring - er trifft dort jedoch sehr schlecht (53%!), und das bezieht sich leider auch auf fast jedes andere Areal des Courts. Vergangene Saison landete er bei der "Points per Shot Attempt"-Metrik von Cleaning the Glass im 9. Perzentil für Guards, in diesem Jahr ist es das 16. Perzentil.
Von Zeit zu Zeit gibt es durchaus Lichtblicke, bisher reichen diese aber bei weitem nicht aus, um in Henderson einen Franchise Player oder gar den legitimen Nachfolger von Damian Lillard zu sehen, als der er vor rund anderthalb Jahren ausgerufen wurde.
Die Rockets haben gute Argumente, DIE positive Überraschung dieser Spielzeit zu sein. Kurioserweise liegt das aber nicht daran, dass sich einer ihrer vermeintlich wichtigsten jungen Spieler großartig verbessert hätte; Green unterschrieb vor der Saison einen neuen lukrativen Vertrag (3 Jahre, 106 Mio. Dollar), ist im Wesentlichen aber derselbe Spieler geblieben.
Will sagen: An guten Tagen (wie vergangene Nacht gegen Memphis etwa) ist er einer der dynamischsten Scorer der Liga, ein elektrischer Athlet, der von überall auf dem Court scoren und Highlights auspacken kann, die denen von Anthony Edwards oder Ja Morant in Nichts nachstehen. Zuletzt gab es wieder mehr von diesen guten Tagen, der Januar ist bisher großartig (30 Punkte, 65% True Shooting über sechs Spiele).
Diese Ausreißer sind allerdings nichts Neues für Green. Die negativen Ausreißer leider auch nicht - in November und Dezember war er ein völlig anderer Spieler. Unterm Strich sind seine Werte nahezu exakt auf dem Level seiner ersten drei Jahre (21 Punkte, unterdurchschnittliche 55,3% True Shooting), und er spielt dabei weniger Assists (2,6).
Immerhin ist Green mittlerweile defensiv weit genug, um in Ime Udokas System nicht übermäßig negativ aufzufallen, auch wenn seine Backups defensiv deutlich besser sind als er. Manchmal fragt man sich dennoch, wie weit Houston schon sein könnte, wenn sie an seiner Stelle eine tatsächlich verlässliche erste Scoring-Option aufstellen würden.
Andere Themen stehen bei der enttäuschenden Saison der Suns - richtigerweise - stärker im Fokus: Die miese Center-Rotation, die Abhängigkeit von Kevin Durant, die überschaubare Saison von Bradley Beal und, mindestens ebenso sehr, dessen No-Trade-Klausel. Dem eigenen Standard wird aber auch Booker bisher nicht gerecht.
Nicht, dass der vierfache All-Star eine schlechte Saison spielen würde oder dass sein Job einfach wäre. Noch immer übernimmt er viel Playmaking (6,9 Assists), auch wenn mit Tyus Jones nun ein echter Point Guard in Phoenix spielt. Als Scorer jedoch spielt Booker eins seiner schlechtesten Karriere-Jahre.
Weniger als die aktuell 24,7 Punkte erzielte er zuletzt in 16/17, seiner zweiten NBA-Saison. Seine Zweier (50,7%) und Dreier (33,3%) fallen jeweils auf dem schlechtesten Level seit Jahren, die Gesamt-Effizienz ist auf dem niedrigsten Niveau seit 17/18, ehe Phoenix ein seriöses Team und ehe Booker erstmals ein All-Star wurde.
Die gute Nachricht? Es scheint sich gerade zu bessern, im Januar zumindest legt Booker bisher 25,5 Punkte und 8,8 Assists auf, obwohl der Dreier weiter nicht gut fällt. Nicht aus Zufall haben die Suns gerade erstmals seit Anfang November drei Spiele am Stück gewonnen.
Viele Faktoren spielen eine Rolle dabei, dass der amtierende Conference-Finalist bei 21-18 steht und die achtzehntbeste Offense der Liga stellt. Mehr noch als der komplizierte Fit mit Julius Randle spielen diese drei vermeintlich verlässlichen Rollenspieler in diese Gleichung mit hinein.
DiVincenzo sucht quasi seit Saisonbeginn seine Rolle. Kürzlich beförderte ihn Chris Finch in die Starting Five, wo er nun den de facto Point Guard geben soll, auch wenn der Ball eher in den Händen von Anthony Edwards oder Randle liegt (und DiVincenzos größte Stärke eigentlich das Off-Ball-Game ist). Insgesamt ist sein Shooting nach dem Career-Year in New York (40,1% bei 8,7 Versuchen) in Minnesota eingebrochen (36,3% bei 6,8 Versuchen).
Seine Beförderung indes ist eine Folge von Conleys Problemen. Der ehemalige All-Star und Top-Organisator der vergangenen Jahre zeigt leider endgültig sein Alter; mit 37 Jahren geht Conley nahezu gar nicht mehr zum Korb und trifft aus dem Zweierland kein Scheunentor (33,8%!). Der Dreier fällt noch etwas besser (36,8%), aber auch nicht mehr auf dem Level des Vorjahres.
Unterm Strich übt er nicht mehr genug Druck auf die Defense aus, um regelmäßig der primäre Initiator von Offensiv-Aktionen sein zu können - was die Wolves noch abhängiger von ihrer Defense und der individuellen Creation von Edwards macht, der jedoch deutlich stärker auf den eigenen Abschluss fixiert ist und die Mitspieler nicht zwingend alle mitreißen kann.
McDaniels ist ein "Opfer" davon; weniger mundgerechte Anspiele und insgesamt schwächeres Spacing durch den Abgang von Karl-Anthony Towns haben beim Forward dazu geführt, dass er weniger punktet als in den Vorjahren (9,9) und die schwächste effektive Wurfquote (51,3%) seiner Karriere auflegt.
Die Verletzungen sind das eine - bisher hatten die Sixers ganze drei Spiele, in denen Tyrese Maxey, Paul George und Joel Embiid gemeinsam auf dem Court standen. Das ist offensichtlich zu wenig und der Hauptgrund dafür, warum der vermeintliche Contender mit einer 15-22-Bilanz auf Platz 11 der Conference herumdümpelt.
Die Leistungen allerdings sind auch nicht durchweg überzeugend - der 34-jährige George spielt den ineffizientesten Basketball seiner Karriere (16,5 Punkte, 52,9% True Shooting), geht nahezu gar nicht mehr an die Freiwurflinie (2,8 pro Spiel) und lässt die Entscheidung der Clippers, ihm im Sommer keinen Maximalvertrag mehr anzubieten, in einem anderen Licht erscheinen.
Embiid wiederum war in seinen 13 Spielen überwiegend gut, auch bei ihm ist aber ein klarer Rückschritt erkennbar. Über die vergangenen Jahre war der Center ein Top-3- oder Top-5-Spieler, wann immer er den Court betrat. Aktuell spielt er eher wie ein All-Star, wenn er denn spielt (24,4 Punkte, 59,1% True Shooting, 7,9 Rebounds). Das ist ein riesiger Unterschied.
Auch bei den Heat stehen andere Probleme stärker im Fokus - die Seifenoper um Jimmy Butler an erster Stelle, aber auch die individuell miesen Saisons der Hoffnungsträger Terry Rozier oder Jaime Jaquez Jr., der in nahezu jeder Hinsicht schlechter spielt als in seiner sehr guten Rookie-Saison.
Adebayo ist immerhin nach wie vor einer der weltbesten Verteidiger - und dabei vielleicht der vielseitigste. An diesem Ende des Courts ist er die große Konstante des Teams, der Fackelträger. Rätselhaft ist hingegen das, was Adebayo in dieser Spielzeit bisher offensiv abliefert.
Erstmals in seiner Karriere nimmt Bam den Dreier regelmäßig, immerhin 2,5 Versuche pro Spiel. Der Wurf fällt nicht besonders konstant (28,7%), langfristig ist die Erweiterung seines Spiels aber positiv zu sehen, da sie Adebayo vielseitiger und weniger abhängig von der Athletik macht. Eigenartig ist, dass aber auch seine Quoten im Zweierbereich schwächer geworden sind.
Adebayo geht seltener an die Freiwurflinie als in jedem Jahr seit 18/19 (4,2 pro Spiel). Er scort weniger als in jedem Jahr seit 19/20 (16,1 Punkte). Bereits sechsmal in dieser Spielzeit blieb er unter 10 Punkten, so oft passierte das in den beiden vorigen Saisons zusammengerechnet. Teilweise ist er merkwürdig passiv, sucht den Abschluss nahezu gar nicht.
Hier wird trotzdem auf hohem Niveau gemeckert, aber Adebayo soll spätestens jetzt, nach all dem Theater um Butler, der Franchise Player in Miami sein. Dafür ist auch bei ihm ein anderes Level an Konstanz von Nöten.
Ole Frerks