01.09.2023, 15:54
Bauermanns WM-Kolumne - Blick über den Tellerrand
Die USA haben zwar Montenegro geschlagen, dafür Schwächen offenbart. Die Italiener hingegen siegten dank ihrer Emotionen gegen Serbien. Einschätzungen von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann.
Ich glaube, die Amerikaner werden sich am Ende ärgern, dass sie nicht zumindest einen, wenn nicht sogar zwei erfahrene Center mitgenommen haben. FIBA-Basketball ist eben doch nochmal etwas anderes als NBA-Basketball. Das Spiel ist anders, das Feld kleiner, die Defensivregeln unterscheiden sich - man kann sich im internationalen Basketball auch mal "hinten reinstellen", in der NBA geht das wegen der defensiven Drei-Sekunden-Regel nicht.
Ohne etatmäßigen Center zu spielen, ist ein Risiko. Ich glaube, das wird den Amerikanern gegen Mannschaften wie Deutschland, Spanien oder Kanada noch wehtun.
Ein zweites Problem, mit dem die Amerikaner immer wieder gegen erfahrene europäische Mannschaften, die Rhythmus und Tempo kontrollieren können, zu kämpfen haben, ist ihr durchschnittliches Halbfeldspiel. Wenn sie durch ihren unfassbar gefährlichen Schnellangriff nicht zu direkten Lösungen kommen, tun sie sich schwer, über einen organisierten Angriff zu hochprozentigen Würfen zu kommen.
Im Übrigen hat jede Mannschaft eine Komfortzone, eine Art zu spielen, in der sie sich wohlfühlt. Das ist bei den Amerikanern das schnelle temporeiche Spiel. Stoppt der Gegner ihr "Transitiongame" und zwingt sie, gegen eine gut organisierte Verteidigung zu spielen, fühlen sie sich sichtlich unwohl und haben ihre Schwierigkeiten.
Etwas überrascht hat mich auch der Sieg der Italiener gegen Serbien. Ein Sieg der Emotionen und Leidenschaft gegen eine Mannschaft, die vermutlich von Position 1 bis 12 besser besetzt ist. Auch da sieht man mal wieder, wie wichtig Emotionen im Sport, insbesondere im Basketball, sind. Personifiziert wird das durch Italiens Trainer Gianmarco Pozzecco. Leidenschaft und die Bereitschaft, nie aufzugeben - das kann ein Team durch eine WM tragen.