10.09.2022, 20:20
Basketball-EM, Achtelfinale
Die deutschen Basketballer wähnten sich gegen Montenegro schon klar auf Viertelfinalkurs, doch nach der Halbzeit gab es einen besorgniserregenden Einbruch - und am Ende wurde es noch eine echte Zitterpartie, die erst in den Schlusssekunden entschieden wurde.
Die Pflichtaufgabe Montenegro wurde von den DBB-Riesen glanzlos gemeistert - kurzzeitig musste in Berlin sogar noch einmal um das EM-Viertelfinale gezittert werden. Nach der Festwoche in Köln mühte sich das Team um Kapitän Dennis Schröder im Achtelfinale zu einem 85:79 (48:24) und buchte damit möglicherweise den Kracher am Dienstag gegen den "Greek Freak". Der nächste Gegner heißt Tschechien oder Griechenland um NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo - die Hellenen sind im diesem Duell haushoher Favorit.
"Wir haben zwei verschiedene Spiele gesehen", sagte Bundestrainer Gordon Herbert bei "MagentaSport". Nach einer guten ersten Halbzeit habe sein Team "das Momentum verloren". Daniel Theis gab sich selbstkritisch: "Wir haben gegen die Zone nicht gut ausgesehen", sagte der Center, "wir haben nicht gut verteidigt, dann ist bei denen gefühlt jeder Dreier reingegangen." Mit Blick auf das Viertelfinale gehe es laut Herbert nun darum, konstant gut zu spielen: "Wir müssen 40 Minuten spielen, egal gegen wen es geht."
Personell konnte der Bundestrainer gegen die Falken aber nicht aus dem Vollen schöpfen. Zwar kehrten die zuletzt geschonten Schröder und Theis in die Starting Five zurück, doch Nick Weiler-Babb fehlte erneut mit Schulterproblemen - für den gebürtigen Amerikaner stand Andreas Obst beim Tip-off auf dem Parkett.
Der Auftakt geriet ganz nach dem Geschmack der deutschen Fans in Berlin. Die DBB-Riesen begannen hochkonzentriert. Schröder traf nach bislang großen Problemen im Turnier direkt seinen ersten Dreier, schnell stand es 11:2 (4. Minute). Wegen vieler leichter Fehler in der Offense kam der Gegner danach zwar besser ins Spiel und etwas heran, doch die Phase dauerte nur kurz. Von der Bank brachten die Berliner Maodo Lo und Johannes Thiemann viel Energie, dazu dominierten die Gastgeber vor 12.938 Zuschauern bei den Rebounds.
Herberts Schützlinge hatten fast alles im Griff und zogen kontinuierlich davon. Früh war die Führung zweistellig (21:10/11.), noch vor der Pause betrug sie erstmals mehr als 20 Punkte (40:19/18.). Schröders Wurf fiel weiter nicht, doch der Spielmacher führte klug Regie und setzte seine Mitspieler immer wieder sehenswert in Szene. Beim Gang in die Kabine stand der Braunschweiger bei sieben Assists.
Nach der Halbzeit folgte aber das große Erwachen. Während es im deutschen Spiel zum Bruch kam, drehten die Falken auf. Montenegro kam mit einem 13:0-Lauf bis auf 14 Punkte heran. Topscorer Schröder (22 Punkte) traf einen wichtigen Dreier zum 56:40, doch der Rhythmus war völlig weg. Dann verletzte sich Franz Wagner (14 Punkte) am rechten Knöchel und verfolgte das letzte Viertel mit einem dicken Eisbeutel auf dem Fuß.
Und es wurde spannend. Montenegro verkürzte mit einem weiteren Lauf auf 77:80 (40.), mit einer Kraftanstrengung brachten die Gastgeber den Sieg ins Ziel.
Deutschland steht zum zweiten Mal nacheinander im Viertelfinale der EM. 2017 hatte es durch eine Niederlage gegen Spanien (72:84) nicht mit dem Einzug ins Halbfinale geklappt. In Berlin soll die dritte EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005 her.
Punkte Deutschland: Schröder (Vereinslos) 22, Lo (Alba Berlin) 14, Wagner (Orlando Magic) 14, Obst (FC Bayern München) 9, Theis (Indiana Pacers) 9, Thiemann (Alba Berlin) 9, Wohlfarth-Bottermann (Hamburg Towers) 4, Giffey (Vereinslos) 2, Voigtmann (ZSKA Moskau) 2
Montenegro: Perry 25, Dubljevic 22, Simonovic 13, Mihailovic 12, Drobnjak 5, Radoncic 2
Zuschauer: 12.938
sid, drm