21.11.2024, 14:30
Youngster vor Debüt im DBB-Team
Johann Grünloh zählt zu den hoffnungsvollsten Talenten im deutschen Basketball, der Center wurde zum zweiten Mal für die Nationalmannschaft nominiert und hofft auf seine ersten Minuten im DBB-Dress. Aber auch ohne Einsatzzeit will sich der 19-Jährige mit NBA-Ambitionen von einem alten Hasen ein paar Dinge abschauen.
Wenn das DBB-Team in der Vergangenheit in einem Bereich keine Probleme hatte, dann war es die Tiefe auf den großen Positionen. Das zeigt sich auch im ersten Länderspielfenster unter dem neuen Coach Alex Mumbru. Weltmeister Johannes Thiemann oder der mögliche Debütant Dylan Osetkowski, der im Vorjahr in der spanischen Liga ins All-ACB Team gewählt wurde, sind mit dabei. Dazu kommt nach fast 3.000 Tagen Abstinenz auch Tibor Pleiß, der abseits der deutschen Öffentlichkeit bei Anadolu Efes alles gewann, was es zu gewinnen gab.
Und dann ist da noch Johann Grünloh, der erst im Sommer sein Abitur machte, nun aber inzwischen in seine zweite BBL-Saison mit RASTA Vechta geht. Der 19-Jährige gilt als die nächste deutsche Big-Man-Hoffnung, schon unter Gordon Herbert durfte der Center Anfang des Jahres in der Qualifikation reinschnuppern (er blieb jedoch ohne Einsatz) und auch Mumbru setzt auf den Youngster, der vor knapp zwei Jahren beim renommierten ANGT (adidas Next Gen Tournament) den Blockrekord von Victor Wembanyama brach.
Das brachte gewisse Erwartungen mit sich, Grünloh wird seitdem mit der NBA in Verbindung gebracht und ESPN rankt den Deutschen für den kommenden Draft sogar zu Beginn der zweiten Runde. "Ich versuche das, so weit es geht zu ignorieren", antwortete Grünloh im Gespräch mit basketball-world.news darauf, ob er dem Beachtung schenke. "Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt und das ist die BBL und Champions League mit Vechta sowie die EM-Qualifikation mit der Nationalmannschaft."
Zwar habe es über seine Zukunft mit RASTA-Sportdirektor Gerrit Kersten-Thiele lose Gespräche gegeben, gleichzeitig kann sich in einem halben Jahr vieles ändern. "Ich will einfach nur spielen und mich davon nicht beeinflussen lassen", stellte Grünloh klar.
Saison | Spiele | MIN | PTS | FG% | 3P% | REB | BLK |
---|---|---|---|---|---|---|---|
23/24 | 37 | 19,6 | 6,3 | 65,5 | 25,0 | 5,4 | 1,0 |
24/25 | 13 | 24,9 | 8,3 | 56,1 | 44,4 | 4,9 | 1,6 |
Womöglich schon am Freitag, wenn das DBB-Team in Stockholm zu Gast ist. Noch wollte sich Bundestrainer Mumbru nicht in die Karten schauen lassen und auch Grünloh kennt seine mögliche Rolle im Team noch nicht. "Wir sind vorne sehr gut aufgestellt mit Tibor, JT, Dylan oder auch Chris Sengfelder, aber ich hoffe schon, dass ich ein paar Minuten spielen kann", so Grünloh.
So oder so, die Zeit bei der Nationalmannschaft dürfte dennoch wertvoll sein. Rückkehrer Pleiß kündigte bereits an, dass er sein Wissen weitergeben wolle, gemeint dürfte vor allem Grünloh sein, der zwar rund zehn Zentimeter kleiner als der Center von Trapani Shark (2,18 Meter) ist, aber doch Ähnlichkeiten im Spiel hat. "Ich versuche mich mit ihm zu messen und es macht Spaß mal jemanden zu verteidigen, der deutlich größer als man selbst ist", gab Grünloh zu.
"Tibor hat zweimal die EuroLeague gewonnen, unglaublich viel Erfahrung und ich glaube, dass ich da viel mitnehmen kann. Wir spielen beide gerne Pick’n’Pop oder Pick’n’Roll." Der "Pop"-Aspekt ist beim 19-Jährigen durchaus interessant. Grünloh hatte den Dreier schon immer in petto, 2023/24 drückte der Big Man aber nicht einmal in jedem zweiten Spiel von draußen ab. In dieser Saison sind es bereits 18 Versuche in 13 Pflichtspielen, acht davon waren drin.
"Ich habe im Sommer viel daran gearbeitet und mache das auch während der Saison vor unseren Trainingseinheiten. Ich möchte ein bisschen mehr 'Stretch Five' sein, weil es einfach so viele Dinge auf dem Feld für meine Mitspieler öffnet." Es ist sicherlich keine schlechte Idee, auch im Hinblick auf den NBA-Traum, wo die klassischen Brettcenter zwar nicht aussterben, aber immer weniger werden.
Shooting ist immer gefragt, spätestens seit der Ankunft von Kristaps Porzingis mehren sich die Einhörner, die den Ring beschützen und von draußen treffsicher sind. In Europa gab es diese Spieler ohnehin schon lange. Auch das DBB-Team hatte in den vergangenen Jahren immer gute Schützen auf den großen Positionen, auch im neuen zusammengewürfelten Kader ohne NBA- und EuroLeague-Spieler ist das erneut der Fall. Grünloh ist auch ein Teil davon, zunächst wohl eher in kleinerer Rolle. Das muss aber nicht für immer so bleiben. Womöglich darf sich der 19-Jährige schon am Freitag dann auch offiziell Nationalspieler nennen.
Robert Arndt