26.11.2024, 10:07
Qualifkation für die EM wieder sicherer
Revanche geglückt. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ist in der EM-Qualifikation wieder in der Spur. Wir blicken zurück auf die beiden Duelle gegen Schweden und fassen zusammen, was das DBB-Team aus diesem Länderspielfenster mitnehmen kann.
Letztlich waren es drei sehr schwache Minuten in Stockholm, die Deutschland den perfekten Start für Alex Mumbru vermasselte. Zwei Siege waren möglich und dann hätte es über das Wochenende auch keinerlei Unruhe gegeben. Am Montagabend rückte das DBB-Team das Kräfteverhältnis wieder ins rechte Licht, wobei erwähnt werden muss, dass die Schweden keine Laufkundschaft waren.
Diese traten beinahe in Topbesetzung an (es fehlte nur NBA-Spieler Pelle Larsson), das DBB-Team war dagegen mit neuem Coach und zusammengewürfeltem Kader aus den bekannten Gründen gefordert. Dafür passte defensiv schon vieles unter Alex Mumbru, gerade am Freitag trafen die Skandinavier teils wilde Würfe, die ihr Punktekonto erheblich aufpolsterten.
In der Qualifikation gibt es aber keine Schönheitspreise zu verteilen, die einzige Währung sind Siege und davon hat Deutschland nun deren zwei. Der direkte Vergleich mit den Schweden ist sicher, somit reicht in den beiden verbleibenden Spielen in Montenegro und gegen Bulgarien ein Erfolg für die Qualifikation.
Deutlich wurde unter anderem, dass der Frontcourt für Deutschland derzeit kein Problem darstellt. 48 Offensiv-Rebounds über zwei Spiele sind ein echtes Brett, Johannes Thiemann schnappte sich im zweiten Spiel gleich acht Abpraller am gegnerischen Korb. Beim Japan-Legionär wollte zwar nicht alles gelingen, spätestens in der zweiten Halbzeit am Montag war der Knoten aber geplatzt.
Die Sprungwürfe fielen zwar kaum, nach 0/10 am Freitag waren es diesmal 4/12 aus dem Feld, dafür kam Thiemann besser an die Freiwurflinie und zeigte sich dort treffsicher. Gleiches galt für Partner Dylan Osetkowski, der seinen Wert für das Team unter Beweis stellte und stets eine gute Scoring-Option war. Für die EM kommt er wohl nicht in Frage, da die Dienste von Nick Weiler-Babb (es darf nur ein "naturalisierter" Spieler im Kader stehen) gefragter sind, doch für diese Länderspielfenster kann er für Entlastung sorgen.
Dass selbst ein Johann Grünloh, der ein guter Starter in der BBL auf der Fünf ist, keine Minuten sieht, unterstreicht dies noch einmal. Stattdessen erhielt Tibor Pleiß die Backup-Minuten. Der Routinier war zwar offensiv kaum ein Faktor, dafür ist der Italien-Legionär auch mit 35 Jahren immer noch 2,18 Meter groß und damit nur schwer am Ring zu bezwingen. In den beiden Spielen ließ Deutschland auch dank ihm nur 22 und 24 Zähler in der Zone zu.
Vier weitere Zähler verhinderte Spielmacher Jack Kayil im Alleingang. Der 18-Jährige blockte innerhalb weniger Minuten gleich zweimal Korbattacken der Schweden und zeigte damit eine Qualität, die so bislang nicht auf dem Scouting Report vermerkt war. Dazu gesellten sich im zweiten Spiel zehn Punkte (4/7 FG) sowie vier Assists, nachdem er in Stockholm ohne Zähler geblieben war.
Der U-18-Europameister deutete mehrfach sein enormes Potenzial an, vor allem die Fähigkeit, für sich selbst zu kreieren, half dem deutschen Team enorm. Von diesem Spielertyp hat Deutschland nicht viele Alternativen, Kayil ist hier die Hoffnung für die kommenden Jahre und stahl dem etwas unglücklich agierenden Ulmer Nelson Weidemann auf der Eins deutlich die Show.
In Serbien ist dem früheren Alba-Youngster eine gute Ausbildung garantiert, dort darf er auch Fehler machen und bekommt ausreichend Spielzeit. So sah es in Heidelberg schon sehr abgezockt aus, wie sich Kayil präsentierte. Die EM dürfte vermutlich noch zu früh kommen, aber es wird eine Zeit geben, in der Kayil nicht nur in der Qualifikation für Deutschland spielen wird.
Das gilt auch für David Krämer, der nach 43 Punkten ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde (11 PTS, 4/10 FG, 5 TO). Das lag vornehmlich an der schwedischen Verteidigung, die sich enorm auf den Schützen konzentrierte und alles dafür tat, Krämer aus dem Spiel zu nehmen.
Bei einem Turnier wird Krämers Rolle eine andere sein, man denke hier an Andi Obst, der ähnlich gut den Ball in ein Körbchen schmeißen kann. Krämer hat sich über die Jahre aber gemausert, seine Defense ist etwas besser, dazu ist sein Spiel etwas ruhiger geworden. Der Ball fliegt nicht mehr sofort in Richtung Ring, stattdessen agiert der 27-Jährige deutlich nuancierter.
Neben Thiemann sind Krämer und Kayil vermutlich die aussichtsreichsten Kandidaten, die auch für die mögliche EM für Mumbru in Frage kommen werden.
Krämer war zusammen mit Thiemann und Osetkowski zumeist der Go-to-Guy, das sind Aufgaben, die mit Ausnahme von Thiemann keiner im Verein innehat. Diese deutsche Mannschaft war eher ein Sammelsurium aus vielen guten Rollenspielern, was gerade in der Crunchtime in Schweden zum Verhängnis wurde.
Zu selten wurden klare, offene Würfe herausgespielt, weil die Schweden vieles Eins-gegen-Eins wegverteidigen konnten und nur selten Hilfe schicken mussten. Und wenn sie das taten, gab es zahlreiche deutsche Spieler, von denen man absinken konnte. Nimmt man die 10/18 Dreier von Krämer in den beiden Partien weg, verbleibt eine Dreierquote von 16 Prozent (9/57). Ein gruseliger Wert.
Auch beim deutlichen Heimsieg betrug die Quote nur 24 Prozent, immerhin verteilten sich die acht verwandelten Distanzwürfe auf sechs Spieler. Weidemann, Joel Aminu, Kayil, Thiemann, Osetkowski, Pleiß, Kay Bruhnke, Christian Sengfelder - sie sind alle Spieler, die den Dreier nehmen können, aber nicht als "Schützen" gefürchtet sind. Gegen Schweden blieben sie ausnahmslos kalt.
Platz | Land | Sp | S | N | +/- |
---|---|---|---|---|---|
1 | Montenegro | 4 | 3 | 1 | +28 |
2 | Deutschland | 4 | 2 | 2 | +37 |
3 | Schweden | 4 | 2 | 2 | -29 |
4 | Bulgarien | 4 | 1 | 3 | -36 |
Robert Arndt