11.02.2025, 13:56
Die Niko-Backspin-Kolumne
Wie klingt Basketball? Bonaparte und Kid Simius haben den Soundtrack zur Doku "The Wagner Brothers" komponiert und sprechen im Interview mit Culture-Kolumnist Niko Backspin über die Verbindung zwischen Musik und Sport.
Tobias Jundt und Jose Antonio García Soler - so heißen die beiden Musiker bürgerlich - erzählen, wie sie Hip-Hop, Trap, Indie und orchestrale Klänge miteinander verschmelzen ließen, welche Emotionen sie einfangen wollten und wie die Zusammenarbeit mit Feature-Künstlern wie Marteria und MC Workhor$e verlief. Außerdem geben sie Einblick in ihre persönliche Beziehung zum Basketball und welche Herausforderungen die Arbeit an diesem besonderen Projekt mit sich brachte.
Wie habt ihr die Verbindung zwischen Musik und Basketball in eurem Soundtrack für "The Wagner Brothers" umgesetzt? Gab es bestimmte Spiele, Momente oder Bewegungen, die euch musikalisch inspiriert haben?
Bonaparte: Die Dokumentation ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Dementsprechend konnten wir musikalisch in viele verschiedene Richtungen gehen. Die ganze Arbeit an diesem Projekt war unglaublich inspirierend.
Kid Simius: Meine erste Verbindung zwischen Basketball und Musik entstand durch den Nike-Werbespot mit Afrika Bambaataa. Es war unglaublich zu sehen, wie aus den Geräuschen des aufprallenden Balls und den quietschenden Schuhen ein Beat geschaffen wurde. Die Verbindung zwischen Hip-Hop und Basketball besteht seit den 80ern und ist seither unzertrennlich. Mich haben besonders die Momente vor und nach den Spielen inspiriert: die Unsicherheit über die Zukunft, Verletzungen, der stille Arbeitsaufwand, das ständige Reisen und der Wunsch nach einem normalen Leben.
Wie lief eure Zusammenarbeit bei diesem Projekt ab? Habt ihr die Kompositionen aufgeteilt oder alles gemeinsam entwickelt?
Bonaparte: Jose und ich arbeiten schon seit Jahren immer wieder zusammen. Es ist mir jedes Mal eine Ehre und macht großen Spaß. Wir sind sehr unterschiedliche Charaktere im Studio, aber genau das ergänzt sich wunderbar. Manche Teile haben wir gemeinsam entwickelt, andere wiederum aufgeteilt. Besonders gegen Ende, als der Zeitdruck größer wurde, war eine gute Zusammenarbeit entscheidend.
Kid Simius: Wie Tobi schon sagte, arbeiten wir seit vielen Jahren im Studio zusammen, und er ist ein fantastischer Künstler. Wir verstehen uns blind und es ist immer eine Freude, mit ihm zu arbeiten.
Der Soundtrack verbindet Hip-Hop, Trap, Indie und orchestrale Elemente. Wie seid ihr an die Herausforderung herangegangen, diese Stile nahtlos zu vereinen?
Bonaparte: Das Schöne ist, dass am Ende alles unsere Handschrift trägt, egal welchen Stil wir gerade spielen. Wir haben schon immer genreübergreifend gearbeitet und verschiedene Elemente wild vermischt. Techno-Beats mit Punk-Gitarren, Trap mit Orchester - das war für uns nichts Neues.
Kid Simius: Wir lieben es, im Studio zu experimentieren und Spaß zu haben - für uns gibt es keine Genres, nur Musik. Am Ende ging es darum, die Emotionen der Bilder zu verstärken. Ob mit Violinen oder Drum Machines - die Szene hat bestimmt, welchen Sound wir gewählt haben.
Ihr habt mit MC Workhor$e und Marteria zusammengearbeitet. Was hat diese Künstler für das Projekt qualifiziert, und wie war die Zusammenarbeit mit ihnen?
Bonaparte: MC Workhor$e hat seine Raps in Brooklyn aufgenommen, und wir haben digital über die Zeitzonen hinweg zusammengearbeitet. Marteria ist ein langjähriger Wegbegleiter von Jose.
Kid Simius: Marteria ist ein großer Sportfan und ein sehr guter Freund von mir. 2017 waren wir gemeinsam bei der U-20-EM in Kreta und haben viele Deutschland-Spiele verfolgt. Dort spielte auch Moritz Wagner. Als ich Marten von der Doku erzählte und dass Franz und Moritz ihn dabeihaben wollten, war er sofort dabei.
Seid ihr selbst Basketball-Fans? Wenn ja, wie hat das eure Arbeit beeinflusst? Wenn nein, wie habt ihr euch das Gefühl und die Dynamik des Sports angeeignet?
Bonaparte: Meine Beziehung zu Basketball geht auf meine Kindheit zurück, als ich die Harlem Globetrotters bewunderte. Ansonsten ist Jose hier der absolute Experte! Aber Sport ist immer auch rhythmisch - der Sound der Schuhsohlen auf dem Spielfeld, die Emotionen, die damit verbunden sind - all das lässt sich wunderbar in Musik übersetzen.
Kid Simius: Ich liebe Basketball! Wenn ich nicht im Studio oder auf Tour bin, schaue ich oft Spiele. Dieses Projekt war eine Traumkombination meiner Leidenschaften. Manchmal war ich so fasziniert von den Szenen der Doku, dass ich vergaß, Musik dazu zu machen (lacht).
Welche Rolle spielt Musik beim Erzählen der Geschichte der Wagner-Brüder? Wie habt ihr versucht, ihre Persönlichkeiten in den Soundtrack zu integrieren?
Bonaparte: Musik begleitet sowohl die melancholischen als auch die explosiven Momente. Sie verstärkt die Gefühle, wenn die Brüder über das Leben nachdenken oder sich mit Verletzungen herumschlagen. Wir haben Moritz und Franz zwar nur einmal getroffen, bevor wir begannen, aber ihre Persönlichkeiten sind auch so in der Doku deutlich spürbar.
Kid Simius: Musik transportiert nicht nur Emotionen, sondern zeigt auch, was die Wagner-Brüder ausmacht. Wir haben ihren Weg mit Klängen eingefangen, die ihre Höhen und Tiefen widerspiegeln - sei es durch bestimmte Melodien oder spezielle Sounds.
Wie unterscheidet sich der Sound von "The Wagner Brothers" von eurer bisherigen Musik?
Bonaparte: Es trägt unsere Handschrift, ist aber dennoch etwas absolut Eigenständiges geworden. Ohne diese Doku hätten wir einige dieser Songs und Sounds vermutlich nie gemacht.
Kid Simius: Obwohl es um die musikalische Untermalung der Geschichte ging, wurden wir bewusst als Kid Simius und Bonaparte ausgewählt. Wir konnten unseren Stil frei entfalten, unabhängig vom Musikgenre.
Wie wichtig sind euch die Reaktionen der Zuschauer? Gab es bereits Rückmeldungen?
Bonaparte: Die Reaktionen waren durchweg positiv - sowohl zur Doku als auch zur Musik. Jose und ich sind sehr glücklich mit dem, was wir geschaffen haben.
Kid Simius: Wir haben viele Komplimente erhalten, was toll ist, da Musik in Dokus oft im Hintergrund bleibt. Unsere Aufgabe war es, die Bilder zu unterstützen, und es freut uns, dass das gelungen ist.
Spielt ihr selbst Basketball? Habt ihr ein Lieblingsteam oder einen Lieblingsspieler?
Bonaparte: Mein Lieblingsspieler ist Jose Antonio Garcia Soler aka Kid Simius! Danke, Bruni, das hat Spaß gemacht. Was machen wir als Nächstes?
Kid Simius: Du bist der Beste, Tobi! Ich habe von 13 bis 19 Jahren in einem Team in Granada gespielt. Mein Lieblingsteam ist Coviran Granada, mein Lieblingsspieler aus Deutschland ist Patrick Femerling - und natürlich Franz und Moritz nach dieser Doku!
Über den Autor
Niko Backspin ist Chief Cultural Officer bei Serviceplan Culture. Der Hamburger Hip-Hop-Journalist ist eine weitbekannte und geschätzte Größe in der internationalen Rap-, Breakdance und Graffiti-Szene. Mit seiner Plattform Backspin ist er auf einer Vielzahl von Kanälen zu Hause - im Podcast, auf YouTube, in TV-Reportagen. Niko ist langjähriger Fan der New York Knicks und engagiert sich sozial für die NGOs Viva con Agua und Basketball AID. Auf Instagram und LinkedIn könnt ihr ihm unter @nikobackspin folgen.
Niko Backspin