11.02.2025, 10:40
Das Superteam steht vor dem Aus
Zur Trade Deadline gab es zahlreiche Gerüchte um Kevin Durant. Der Superstar der Phoenix Suns wurde letztlich nicht getradet, doch vieles spricht für einen baldigen Abschied. Das Superteam steckt in einer Sackgasse, doch es gibt zumindest einen Ausweg.
Das Beispiel Durant erklärt vielleicht ein wenig, warum die Verhandlungen zwischen den Dallas Mavericks und den Los Angeles Lakers geheim gehalten wurden. Nur ein ganz kleiner Kreis wusste Bescheid, entsprechend kam dieser Trade aus dem Nichts und hinterließ zahlreiche verärgerte GMs plus ein sehr mageres Trade-Paket.
Dallas verhandelte nur mit den Lakers, obwohl es andere Teams gab, die deutlich mehr hätten bieten können. Die Kritik an GM Nico Harrison war und ist noch immer vernichtend, der frühere Nike-Executive soll sogar Morddrohungen erhalten haben. An dieser Stelle werden Grenzen überschritten. Die Gerüchte um Durant gerieten dagegen an die Öffentlichkeit, doch zu einem Trade kam es schließlich nicht.
Der Schaden war damit also angerichtet, obwohl nichts passierte. Als "toxisch" beschrieb Ramona Shelburne (ESPN) die Stimmung rund um die Suns - eine Franchise, die einfach nicht zur Ruhe kommt, auch wenn zahlreiche Spieler dies vehement dementieren. Dennoch: Mit dem teuersten Kader der NBA belegen die Suns derzeit nur Platz elf im Westen (Bilanz: 26-26), aufgrund des neuen Kollektivvertrags war Phoenix zur Deadline in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt.
Der Traum von Jimmy Butler erfüllte sich nicht, auch Bradley Beal konnte aufgrund seiner No-Trade-Klausel nicht abgestoßen werden. So war das einzige Manöver der Suns, den degradierten Jusuf Nurkic nach Charlotte zu schicken. Dafür musste einer der wenigen Erstrundenpicks verwendet werden, im Gegenzug erhielten die Suns Cody Martin und Vasilije Micic. Solide Rollenspieler, die jedoch wenig an der Misere im Valley ändern werden.
Phoenix hat seit der Übernahme durch den neuen Besitzer Mat Ishbia alles auf eine Karte gesetzt - und Stand jetzt verloren. Zweimal schieden die Suns seit dem Trade von Durant aus Brooklyn früh aus den Playoffs aus, begleitet wurde dies stets mit Drama. Zweimal wurde bereits der Coach gewechselt, Besserung ist nur bedingt eingetreten.
Phoenix steckt in einer Sackgasse. Durant wird nicht jünger, Beal ist nicht der erhoffte dritte All-Star und selbst Devin Booker, über Jahre ein Muster an Konstanz, spielt eine vergleichsweise schwache Saison. Das ist nicht zu verkraften, wenn der Kader darauf ausgelegt ist, dass die Stars Abend für Abend liefern müssen.
Es stellt sich die Frage, wie es weitergehen kann. Durant hätte bereits im Sommer verlängern können, noch ist aber nichts passiert. Der 36-Jährige steht noch bis 2026 unter Vertrag, nach den neuerlichen Trade-Gerüchten stehen die Zeichen auf Abschied. "Er war nicht glücklich darüber, dass er anderen Teams angeboten wurde", verriet Brian Windhorst (ESPN) in seinem Podcast.
Stattdessen scheint ein Abschied nur eine Frage der Zeit, im Sommer wird diese Diskussion in die nächste Runde gehen. Und dann? Was bleibt von diesem Suns-Team? Ein nicht tradebarer Beal sowie Booker als Aushängeschild des Teams, der stets betont, dass er seine komplette Karriere in Phoenix bleiben wollen würde.
Eine echte Perspektive gibt es jedoch nicht. Natürlich würden die Suns für Durant einen guten Gegenwert bekommen, schließlich liefert der Forward auch im hohen Alter noch ab, doch sportlich würde sich nicht viel ändern. Booker ist der verbleibende Joker. Durch seinen Trade wäre ein kompletter Neuanfang möglich, junge Spieler und Picks würden zu den Suns wandern. Die Houston Rockets lauern Berichten zufolge schon seit Monaten.
Saison | Bilanz | Playoffs |
---|---|---|
21/22 | 64-18 (1.) | Aus Conference Semifinals (Dallas 3-4) |
22/23 | 45-37 (4.) | Aus Conference Semifinals (Denver 2-4) |
23/24 | 49-33 (6.) | Aus Erste Runde (Minnesota 0-4) |
24/25 | 26-26 (11.) | ? |
Doch werden die Suns diesen Schritt gehen? Ishbia ist wie viele neue Besitzer enorm ambitioniert, in der Geschäftswelt ticken die Uhr aber anders als in der NBA. Das musste der 45-Jährige erfahren. Erfolg ist nur bedingt käuflich, auch Owner wie Tillman Fertitta (Rockets), Mikahil Prokhorov (Nets) oder Steve Ballmer (Clippers) mussten diese Erfahrung schon durchmachen.
Wer zu schnell zu viel will, fällt in der NBA zumeist recht unsanft auf die Nase, die Suns sind das aktuelle Beispiel dafür. Vor knapp vier Jahren standen die Suns mit einem guten jungen Kern plus Chris Paul noch in den Finals, inzwischen hat man sich in eine Sackgasse manövriert. Vieles spricht deswegen dafür, dass es im Sommer drastische Veränderungen geben wird. Die Frage wird sein, wie drastisch diese ausfallen werden.
Robert Arndt