26.02.2025, 10:30
Acht Spieltage bleiben
Die EuroLeague geht in die heiße Phase, welche Mannschaften schaffen es unter die ersten sechs, wer scheitert am Einzug in die Playoffs? Vieles davon ist noch völlig offen. Eine Prognose vor dem Endspurt:
Nach dem Länderspielfenster ist vor dem EuroLeague-Endspurt. Die europäische Königsklasse spielt bis Mitte April ihre letzten acht Spieltage aus. Damit gibt es genügend Gründe, um im Folgenden eine Prognose zu wagen, welche Mannschaften in den Playoffs (die Top sechs, darunter die Top vier mit Heimrecht) oder Play-Ins (Platz sieben bis zehn) landen. Ausgenommen von der Prognose sind die Teams aus Bologna, Tel Aviv und Berlin, für die keines der oben genannten Ziele noch erreichbar ist.
1. Olympiakos Piräus (aktuelle Bilanz: 19 Siege, 7 Niederlagen, Platz 1) Restprogramm (chronologisch): Bologna (A), Partizan Belgrad (H), Panathinaikos Athen (H), Roter Stern Belgrad (H), ASVEL Villeurbanne (A), Monaco (H), Berlin (A), Maccabi Tel Aviv (H)
Der griechische Vizemeister stand zuletzt viermal in Serie im Final Four und untermauert seine Ambitionen auf den ersten Titel in der EuroLeague (EL) seit 2012. Das Kollektiv um Sasha Vezenkov und Evan Fournier gewann zehn der letzten elf Spiele. In den verbleibenden Partien trifft Piräus auf alle Topteams daheim, wo erst zwei Spiele verloren wurden. Das Spiel gegen Rivale Panathinaikos ist das schwierigste. Prognose: Endbilanz 27-7. Inklusive Revanche für das verlorene Pokalfinale gegen Panathinaikos gibt es nur noch Siege.
2. Fenerbahce Istanbul (aktuell 17-8, Platz 2) Restprogramm: Maccabi (A), Paris (A, Nachholspiel), Mailand (A), Villeurbanne (H), Paris (H), Monaco (A), Baskonia Vítoria-Gasteiz (H), Barcelona (H), Bayern (A)
Der Vorjahres-Halbfinalist fand nach anfänglichen Offensivproblemen zu Spielfluss und gewann sieben der letzten acht Partien. Mit dem langzeitverletzten Wade Baldwin hat Coach Sarunas Jasikevicius im Schlussspurt eventuell einen der besten EL-Scorer der Vorjahre in der Hinterhand. Das Team um Konstante Nigel Hayes-Davis ist heimstark (Bilanz 9-4) und spielt nur noch gegen Monaco aus den Top 5. Prognose: Endbilanz 24-10. Nur in Mailand und Monaco wird noch verloren.
3. AS Monaco (aktuell 16-10, Platz 4) Restprogramm: Mailand (A), Paris (A), Maccabi (A), Fenerbahce (H), Kaunas (H), Piräus (A), Panathi-naikos (H), Villeurbanne (A)
Seit seiner Amtsübernahme im November baute Trainer Vassilis Spanoulis um Top-Guards wie Mike James, Elie Okobo und Nick Calathes, der nach seiner langen Ausfallzeit immer mehr ins Rollen kommt, eine der gefährlichsten Offensiven der EuroLeague. Defensiv und beim Rebound hapert es gelegentlich, doch diese Problemzonen könnte der deutsche Nationalcenter Daniel Theis nun lindern. Prognose: Endbilanz 21-13. Nur bei den Playoff-Kontrahenten Paris und Piräus verliert Monaco noch.
4. Panathinaikos Athen (aktuell 16-10, Platz 3) Restprogramm: Villeurbanne (A), Real Madrid (H), Piräus (A), Berlin (H), Maccabi (A), Paris (H), Monaco (A), Roter Stern (H)
Zu Hause ist der amtierende Champion um Topscorer Kendrick Nunn eine Macht. Kein Team gewann die Heimspiele im Schnitt deutlicher (mit 12,6 Punkten Differenz). Trotz der häufigen Wackler auswärts (Bilanz 5-8) und des Ausfalls von Schlüsselspieler Mathias Lessort spielen Mannschaften von Trainer Ergin Ataman regelmäßig gen Saisonende ihren besten Basketball. Der Heimvorteil muss drin sein. Prognose: Endbilanz 22-12. Nur bei Rivale Piräus und in Monaco gehen Nunn und Co. leer aus.
5. Roter Stern Belgrad (aktuell 16.10, Platz 5) Restprogramm: Kaunas (H), Bayern (A), Mailand (H), Piräus (A), Bologna (H), Real Madrid (H), Anadolu Efes Istanbul (H), Panathinaikos (A)
Seit der Genesung von Defensivanker Joel Bolomboy gehört der Vorjahres-Sechzehnte zu den stabilsten Defensivteams. Das Team von Coach Ioannis Sfairopoulos gewann acht der letzten zehn Partien und zuletzt auch den serbischen Pokal gegen Rivale Partizan, eines der heißesten Teams Europas. Prognose: Endbilanz 21-13. Nur gegen Real und bei beiden griechischen Titelanwärtern wird verloren.
6. Partizan Belgrad (aktuell 14-12, Platz 8) Restprogramm: Baskonia (H), Piräus (A), Barcelona (A), Efes (H), Berlin (H), Bayern (A), Kaunas (A), Real Madrid (H)
Auch das zweite Team aus der serbischen Hauptstadt ist in Top-Form. Auf einen Start mit nur zwei Siegen aus zehn Partien folgten zwölf Siege aus 16 Spielen. Inzwischen spielt die Mannschaft um Startrainer Zeljko Obradovic und Weltmeister Isaac Bonga an beiden Enden des Feldes variabel und stabil. Prognose: Endbilanz 20-14. Carlik Jones und Co. verlieren nur noch bei Piräus und in Kaunas.
7. Real Madrid (aktuell 13-13, Platz 11) Restprogramm: Barcelona (H), Panathinaikos (A), Bologna (A), Villeurbanne (H), Mailand (H), Roter Stern (A), Paris (H), Partizan (A)
Der Finalist der letzten drei Jahre strauchelt, obwohl außer Guerschon Yabusele alle Top-Leistungsträger der Vorjahre noch am Start sind. Die Rückkehr des langzeitverletzten Gabriel Deck könnte dem nur in der Kaderspitze königlichen Starensemble um Edy Tavares, Facundo Campazzo, Mario Hezonja und Dzanan Musa noch mehr Stabilität verleihen. Ob es dazu wirklich noch kommt, steht in den Sternen. Prognose: Endbilanz 19-15. Real holt Arbeitssiege und verliert nur noch bei Panathinaikos und Partizan.
8. Bayern München (aktuell 16-10, Platz 6) Restprogramm: Paris (A), Roter Stern (H), Efes (H), Baskonia (A), Barcelona (A), Partizan (H), Maccabi (A), Fenerbahce (H)
Mit elf Siegen aus 13 Heimspielen weist das Überraschungsteam von Weltmeistertrainer Gordon Herbert mit Panathinaikos die beste Heimbilanz auf. Ob die Partien gegen die Belgrader Teams und Fenerbahce klassische Heimspiele werden, bleibt angesichts der traditionell fulminanten Fan-Unterstützung der drei Teams aber abzuwarten. Seit dem Comeback von Vladimir Lucic wurden alle vier EL-Spiele gewonnen, zwei davon auch auswärts (zuvor Auswärtsbilanz von nur 3-8). Einiges hängt aber davon ab, wann Schlüsselspieler Devin Booker wieder einsatzfähig ist. Generell sind die Bayern, die im Pokalhalbfinale beim BBL-Zehnten in Weißenfels verloren, unberechenbar. Als einziges Team aus den Top zwölf weist Bayern ein negatives Korbverhältnis auf. Alle Spiele können gewonnen oder verloren werden. Prognose: Endbilanz 19-15. Bei Baskonia und Maccabi wird noch gewonnen, zudem daheim gegen Efes.
9. Paris Basketball (aktuell 15-10, Platz 7) Restprogramm: Bayern (H), Fenerbahce (H, Nachholspiel), Monaco (H), Kaunas (A), Mailand (H), Fenerbahce (A), Panathinaikos (A), Real (A), Berlin (H)
Der EuroCup-Sieger verkörpert die Spannung der Saison. 13 der 25 Partien wurden mit maximal sechs Punkten Differenz entschieden. MVP-Kandidat T. J. Shorts und DBB-Nationalspieler Maodo Lô ist ein Playoff-Einzug mit der aggressiven und schnellen Spielweise zuzutrauen. Den einzigen Durchhänger in der ganzen Saison gab es mit fünf Niederlagen um die Jahreswende inmitten einer Krankheitswelle. Prognose: Endbilanz 19-15. Siege gibt es noch daheim gegen Bayern, Monaco, Mailand und Berlin.
10. EA7 Emporio Armani Mailand (aktuell 14-12, Platz 10) Restprogramm: Monaco (H), Fenerbahce (H), Roter Stern (A), Paris (A), Real (A), Barcelona (H), Bologna (A), Baskonia (H)
Der Mannschaft der umstrittenen Trainerlegende Ettore Messina, der mit Mailand in den vergangenen beiden Jahren nur Platz zwölf erreichte, ist auch traditionell alles zuzutrauen - von Niederlagen gegen dezimierte sieben Berliner Profis bis hin zu Siegen gegen Topteams. Das Spiel fokussiert sich stark um die Kaderspitze um Shavon Shields, Zach LeDay und Rekonvaleszent Nikola Mirotic. Das Heimspiel gegen Barcelona am 32. Spieltag könnte für beide Mannschaften entscheidend werden. Prognose: Endbilanz 18-16. Siege gegen Fenerbahce, Barca, Baskonia und in Bologna bringen Platz 10.
11. FC Barcelona (aktuell 14-12, Platz 9) Restprogramm: Real (A), Berlin (A), Partizan (H), Kaunas (H), Bayern (H), Mailand (A), Fenerbahce (A), Bologna (H)
Neben Nicolás Laprovíttola (Saison-Aus nach vier Spieltagen) könnte mit Jan Veselý Barcas nächster Topscorer der Vorsaison im schlimmsten Fall den kompletten Endspurt verpassen. Immer wieder gab es Lichtblicke wie Siege gegen Panathinaikos, Monaco und Fenerbahce, doch Konstanz kehrte nie ein. Zudem kann die negative Überraschung der Saison im Schlussspurt auch in der heimischen Liga selten Spieler schonen, da die Katalanen auch dort darum bangen müssen, die Playoffs zu erreichen. Prognose: Endbilanz 18-16. Siege gegen Berlin, Kaunas, Bayern und Bologna reichen nicht aus.
12. Anadolu Efes Istanbul (aktuell 12-14, Platz 12) Restprogramm: Berlin (H), Bologna (H), Bayern (A), Partizan (A), Baskonia (H), Maccabi (H), Roter Stern (A), Kaunas (H)
Nach einem soliden Saisonstart mit sieben Siegen aus zehn Spielen kehrte abrupt Krisenstimmung ein. Schon nach zwei Niederlagen in Serie übernahm Coach Luca Banchi für Tomislav Mijatovic, der nun wieder Cotrainer ist. Unter Banchi folgten weitere fünf Niederlagen aus sieben Spielen. Die Qualität für ein ähnliches Comeback wie im Vorjahr bringen Shane Larkin, Darius Thompson, Vincent Poirier und Co. mit, doch die Ausgangslage und der Trend sprechen nicht für den EL-Champ von 2021 und 2022. Prognose: Endbilanz 17-17. Siege gegen Berlin, Bologna, Baskonia, Maccabi und Kaunas genügen nicht.
13. Zalgiris Kaunas (aktuell 12-14, Platz 13) Restprogramm: Roter Stern (A), Baskonia (A), Paris (H), Barcelona (A), Monaco (A), ASVEL Villeurbanne (A), Partizan (H), Efes (A)
Wie Efes befindet sich auch das Team von Andrea Trinchieri in einem Abwärtsstrudel. Auf sechs Siege aus den ersten sieben Spielen folgten genauso viele Siege seit 19 Partien. Durch den Abgang des inkonstanten Lonnie Walker fehlt neben dem Ex-Münchener Sylvain Francisco Scoring, auch wenn die starke Defense nun vielleicht wieder stabiler wird. Ungünstig: Kaunas spielt nur noch zweimal daheim. Prognose: Endbilanz 15-19. Siege gegen Paris, ASVEL und Partizan reichen nicht für eine Aufholjagd.
Baskonia um den ehemaligen Bayern-Trainer Pablo Laso (Prognose: Endbilanz 13-21, Platz 14) und ASVEL Villeurbanne (12-22, Platz 15) befinden sich zwar noch im Dunstkreis. Die Hypothek von schon drei Siegen Rückstand sowie Formproblemen ist aber zu groß für ein Comeback im Rennen um die Play-Ins.
Lukas Feldhaus