03.09.2022, 19:52
DBB-Auswahl erlaubt sich Schwächephasen gegen Bosnien
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ist mit zwei Siegen in die Heim-EM gestartet. Die Leistung gegen Bosnien gab trotzdem Anlass für Selbstkritik - vor allem beim Kapitän.
Von der Basketball-EM in Köln berichtet Frederik Paulus
Nervös und fahrig war die DBB-Auswahl in die Partie gegen den vermeintlichen Underdog um NBA-Star Jusuf Nurkic gestartet. Der bullige Center verkörperte in den ersten beiden Vierteln wohl das, was sich sein Team vorgenommen hatte: Aggressive, harte Verteidigung und ganz viel Körperlichkeit. "Wir waren überrascht von der Physis in den ersten Minuten", erklärte Dennis Schröder (18 Punkte, drei Rebounds, neun Assists) den schweren Start der Deutschen, die gut zwei Minuten vor der Pause sogar mit elf Punkten in Rückstand lagen. "Trotzdem kühlen Kopf zu bewahren und einfach zu spielen, das sagt viel über uns aus", lobte der DBB-Kapitän.
Noch vor Ablauf des zweiten Viertels konnten die Gastgeber vor 18.000 Zuschauern in Köln verkürzen und drehten das Spiel mit anderer Körpersprache, Tempo und ebenfalls viel Aggressivität anschließend schnell zu ihren Gunsten. "Wir haben ihre Physis gematcht", so Schröder. Johannes Voigtmann hatte in Abschnitt drei und vier "weite Phasen" gesehen, in denen es "sehr, sehr gut" aussah.
Bis auf eine kurze erneute Schwächephase der Deutschen, durch die Bosnien 3:41 Minuten vor Schluss bis auf sechs Zähler herankam und die Begegnung nochmal unnötig spannend wurde. "Wir haben schon gedacht, dass das Spiel schon vorbei ist. Aber dafür ist der Gegner zu gut. Das war nicht so smart", räumte Johannes Thiemann ein, der wie schon gegen Frankreich von der Ersatzbank kommend wichtige Impulse setzte, 14 Punkte und fünf Rebounds verbuchte.
Schröder - in der Schlussphase tatsächlich zu eigensinnig und nachlässig - stellte sich vor die Mannschaft, übernahm deutlich Verantwortung: "Ich habe da keine guten Entscheidungen getroffen. Da muss ich ruhiger spielen. Ich gucke mir das im Video nochmal an, aber das geht auf jeden Fall auf mich."
Am Ende stand trotzdem ein wichtiger 92:82-Sieg für Deutschland, der nicht nur die Chancen auf das Weiterkommen erhöht, sondern auch lehrreich sein dürfte. "Bei so einem Turnier wird es auch schlechte Phasen geben", sagte Voigtmann. Womöglich, so der künftige Mailänder weiter, sähe es für die Deutschen gar nicht so schlecht aus, "wenn das heute unsere schlechten Phasen waren."