01.08.2024, 14:27
DBB-Frauen im Viertelfinale
Die deutschen Frauen stehen bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme nach nur zwei Partien vorzeitig im Viertelfinale. Möglich machte es vor allem die starke Vorstellung von WNBA-Star Satou Sabally.
Am Ende machten es die Deutschen wieder unnötig spannend, als die Japanerin Saki Hayashi 74 Sekunden vor dem Ende noch einmal auf -5 verkürzte und wenig später Evelyn Mawuli die Chance hatte, per Dreier die deutschen Frauen ins Schwitzen zu bringen. Sie traf jedoch nicht und so stehen die DBB-Frauen dank eines 74:65 bei ihrer Premiere im olympischen Viertelfinale.
Es wäre auch schon grob fahrlässig gewesen, wenn eine Vorstellung wie die von Satou Sabally nicht mit einem Sieg belohnt worden wäre. Die Flügelspielerin verbuchte 33 der 75 deutschen Punkte bei einer Quote von 11/17 aus dem Feld und ließ Erinnerungen an die Zeit von Dirk Nowitzki bei den Männern aufkommen, als dieser immer wieder den Angriff auf seine Schultern nahm.
Nein, ein Nowitzki-Vergleich ist nicht notwendig, Saballys Spiel spricht für sich. Die Leistung gegen Japan war noch einmal der Beweis dafür, dass Deutschland mit der WNBA-Legionärin mindestens eine Klasse besser ist. Dass Sabally aber schon wieder so aufspielen kann, war nicht zu erwarten.
Ihr letztes Spiel vor Olympia bestritt die 26-Jährige beim Qualifikations-Turnier in Brasilien, danach war sie durch eine komplizierte Schulterverletzung, die sie dort erlitt, lange außer Gefecht gesetzt und konnte auch für ihre Dallas Wings kein Spiel in der WNBA absolvieren. Diese hatten im Vorjahr noch die zweite Playoff-Runde erreicht, derzeit sind die Texanerinnen mit nur sechs Siegen aus 25 Partien Letzter.
Eine All-Star-Spielerin ersetzt man eben nicht so einfach. Sabally zählt in der besten Frauen-Liga der Welt zu den besten Spielerinnen auf dem Flügel, zweimal wurde sie in ihren vier Spielzeiten bereits ins All-Star-Team gewählt, dazu kam eine Nominierung für das All-First Team in der WNBA. Kurzum: Sabally würde auch einen Platz im Team USA für sich beanspruchen können, wenn sie denn einen US-Pass besitzen würde. Sie ist Weltklasse.
Dass sie eine Ausnahmekönnerin ist, zeigte sie gegen Japan. Sie überzeugte mit ihrer Power durch Drives zum Korb, traf Stepback-Dreier, nutzte ihre Größenvorteile im Postup gnadenlos aus und traf mit dem Ball in der Hand zumeist die richtigen Entscheidungen. Sie ist für Deutschland die eierlegende Wollmilchsau, die auch abseits des Balles funktionieren kann, da sie den Dreier im Repertoire hat. Den Punkte-Rekord in einem Länderspiel verpasste Sabally nur knapp, den hält weiterhin Marlies Askamp (35).
Sabally bringt mehr Kreativität in das deutsche Spiel und entlastet Point Guard Alexis Peterson, die erneut sehr umsichtig war, aber wieder mit ihrem Wurf haderte (2/13 FG). Dafür war sie in einer kritischen Phase im dritten Viertel zur Stelle, als Sabally mit drei Fouls für die letzten knapp sechs Minuten des Abschnitts auf der Bank Platz nehmen musste. Ohne ihre Topscorerin gewannen die Deutschen diese Minuten mit 11:5 und erspielten so eine zweistellige Führung, die man nicht mehr abgab.
Das spricht für das Team von Bundestrainerin Linda Thomaidis und das merkte auch Sabally selbst an: "Danke an das ganze Team. Ohne die riesige Unterstützung wäre auch meine Leistung heute nicht möglich gewesen."
Nicht nur stand Satou zweitweise nicht auf dem Parkett, auch deren Schwester Nyara, eine weitere Stütze, fehlte wegen einer leichten Gehirnerschütterung aus dem Auftaktspiel. Dazu musste auch Leonie Fiebich auf die Zähne beißen, nachdem sie in der ersten Halbzeit böse umgeknickt war. Deutschland funktionierte dennoch als Kollektiv. Marie Gülich ackerte unter dem Korb, gleiches galt für Luisa Geiselsöder.
Beide Fünfer schnappten sich je 10 Rebounds und spielten ihre Größenvorteile aus. Dazu wurde Japan bei nur 33 Versuchen aus der Distanz gehalten, ein Schlüsselfaktor gegen die wurflustigen Frauen aus Fernost.
Und am Ende, da war dann wieder Sabally zur Stelle. Vier verwandelte Freiwürfe in Serie plus ein Mitteldistanzwurf verschafften wieder ein Polster, das die deutschen Frauen nicht mehr verspielen konnten.
So stehen die DBB-Frauen nach nur zwei Spielen in der Todesgruppe tatsächlich bereits im Viertelfinale, wer hätte das nach der rumpeligen Vorbereitung und der späten Anreise der WNBA-Spielerinnen vor dem Turnier für möglich gehalten. Und das muss auch noch nicht alles gewesen sein: "Wir sind aber noch nicht fertig und müssen weiter konzentriert bleiben", forderte Sabally. „Wir sind in Paris, das macht uns wahnsinnig glücklich."
Robert Arndt