28.08.2024, 10:27
Viel Potenzial mit vielen Fragezeichen
Nach einer historisch schlechten Saison soll es bei den Detroit Pistons endlich wieder bergauf gehen. Das Personal dafür ist im Grunde da, einige bekannte Probleme bleiben aber bestehen.
Die Offseason der Detroit Pistons begann mit einem Knall. Ende Mai trennte die Franchise sich von GM Troy Weaver, nur um wenige Wochen später auch noch Head Coach Monty Williams zu feuern. Zur Erinnerung: Erst in der Vorsaison unterschrieb Willams einen historischen Sechsjahresvertrag über 78,5 Millionen Dollar.
An seiner Stelle leitet nun J. B. Bickerstaff die Geschicke in Motor City, der etwas überraschend von den Cavs entlassen wurde. Der 45-Jährige ist jedoch für die gute Entwicklung junger Talente bekannt, was den Pistons gut zu Gesicht stehen könnte. Denn spätestens seit seiner 5-Jahre-224-Millionen-Verlängerung im Sommer ist Cade Cunningham (22) fraglos der Franchise-Spieler für die kommenden Jahre.
Um den Youngster bestmöglich in Szene zu setzen, hat das neue Front Office klugerweise einiges an Shooting um den Forward versammelt. Tobias Harris, Tim Hardaway Jr. und Malik Beasley sollen das Spacing-Problem der vergangenen Saison beheben - ohne dabei den jungen Spielern zu viele Minuten zu klauen.
Zugänge: Tobias Harris (Philadelphia 76ers), Tim Hardaway Jr. (Dallas Mavericks), Malik Beasley (Milwaukee Bucks), Wendell Moore Jr (Minnesota Timberwolves), Paul Reed (Philadelphia 76ers), Ron Holland (Draft), Bobi Klintman (Draft)
Abgänge: Quentin Grimes (Dallas Mavericks), Buddy Boeheim (Oklahoma City Thunder), Troy Brown, Jr. (bisher ohne Team), Malachi Flynn (San Antonio Spurs), Evan Fournier (bisher ohne Team), Taj Gibson (Charlotte Hornets), Chimezie Metu (FC Barcelona), Jared Rhoden (Toronto Raptors), Stanley Umude (Milwaukee Bucks), James Wiseman (Indiana Pacers)
Starter | 2nd | 3rd | 4th | |
---|---|---|---|---|
PG | Cade Cunningham | Marcus Sasser | Daniss Jenkins | |
SG | Jaden Ivey | Malik Beasley | Tim Hardaway Jr. | Wendell Moore Jr. |
SF | Ausar Thompson | Ron Holland | Tosan Evbuomwan | |
PF | Tobias Harris | Simone Fontecchio | Bobi Klintman | |
C | Jalen Duren | Isaiah Stewart | Paul Reed |
Auch in der kommenden Saison werden die Pistons nicht viele Spiele gewinnen, eine historisch schlechte Bilanz wie in der Vorsaison (14-68) kann und will die Franchise sich aber nicht leisten. Dafür ist auch das Talent-Level schlichtweg zu hoch. Mit Cunningham, Jaden Ivey, Jalen Duren und Ausar Thompson hat Detroit einen Kern von vier Spielern, die 22 Jahre oder jünger sind.
Vergangene Saison startete Cunningham nach seiner langen Verletzungspause sehr rostig in die neue Spielzeit, spielte sich aber zunehmend in Form und legte Karrierebestwerte in Punkten (22,7), Assists (7,5), Feldwurfquote (44,9 %) und Dreiern (35,5 %) auf. Nach nur zwölf Spielen in 2022 geht Cunningham jetzt in seine quasi dritte richtige Saison, die oft als Saison mit dem höchsten Breakout-Potenzial gilt. Mit dem neuen Personal um ihn herum und seinem Spielstil ist er auf jeden Fall ein Kandidat auf den MIP-Award.
Dazu wird Bickerstaff versuchen, die Rookies Ron Holland und Bobi Klintman in die Rotation einzubinden, zwei Alternativen für die großen Positionen würden dem Team guttun. Das Gute ist ja, dass die Erwartungen nach der Horror-Saison 2023/24 in Detroit aktuell sehr gering sind.
Das Positive vorneweg: Die Pistons waren sich ihrer Schwächen in der Offseason (Shooting/Spacing & Erfahrung) bewusst und haben dementsprechend einige erfahrene Shooter an Land gezogen. Zugegebenermaßen sind Hardaway Jr. und Harris nicht die konstantesten Werfer, Harris war zudem nicht gerade ein Schnäppchen (52 Mio./2 Jahre). Für den Moment sollten sie aber ein bisschen Abhilfe schaffen.
Spacing wird trotzdem ein Problem bleiben. Cunningham ist zwar ein guter Playmaker, neben ihm sieht es aber ziemlich düster aus. Hier hängt viel davon ab, ob Ivey einen Schritt nach vorne macht. Vergangene Saison sah die Halbfeld-Offensive der Pistons regelmäßig richtig schlecht aus, da die Dreier vor allem oft nicht fielen (Platz 26 ligaweit). Hierfür hat hoffentlich auch Thompson (18,6 % vergangene Saison) ordentlich Zeit in der Halle verbracht.
Ansonsten ist es wichtig, dass das generelle Zusammenspiel besser wird. 15,2 Turnover pro Spiel wie in der vergangenen Saison sind mit einem offensiv limitierten Personal einfach deutlich zu viele.
Die kommende Saison in Detroit kann man getrost als Transition-Saison bezeichnen. Wichtig ist nur, wohin diese Transition am Ende führen wird. Die Rockets, die ungefähr zur gleichen Zeit mit dem Rebuild begonnen haben, sind den Pistons um einiges voraus. Detroit muss darauf hoffen, dass die jungen Spieler fit bleiben und sich ein homogener Kern entwickelt. Das Personal dafür ist prinzipiell da.
Detroit wird auch kommendes Jahr keine Bäume ausreißen, für die 20-Siege-Marke sollte es aber allemal reichen. Dann gilt es im nächsten Sommer auf einen hohen Pick im starken Draft 2025 zu hoffen, der der Franchise langfristig weiterhilft. Für den Sommer 2026-27 stehen bisher nur 56 Millionen Dollar in den Büchern, spätestens dann soll der Angriff auf die Play-offs folgen.
Gianluca Fraccalvieri