09.09.2024, 10:09
Kanadier bleibt vier weitere Jahre zum Maximum
Die Denver Nuggets und Jamal Murray haben sich auf eine vorzeitige maximale Vertragsverlängerung geeinigt. Für den Meister von 2023 ist dies ein großes Risiko, allerdings war die Extension beinahe alternativlos.
208 Millionen Dollar wird Murray ab 2025 für vier Jahre einstreichen, das ist jede Menge Holz für einen verletzungsanfälligen Guard, der in seiner Karriere noch nicht ein einziges Mal All-Star war. Auch seine Auftritte bei Olympia als Backup für Thunder-Star Shai Gilgeous-Alexander (nur 6 Punkte und 29 Prozent FG) sorgten eher für Fragzeichen - und doch machten die Nuggets ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrags Nägel mit Köpfen.
Die Nuggets folgen dabei einem altbekannten Muster, sie belohnen ihre Spieler, die sie selbst groß machten. Bei MVP Nikola Jokic war das ein Selbstläufer, doch schon Murrays erste Vertragsverlängerung (ebenfalls zum Maximum) sowie der umstrittene Deal für Michael Porter Jr. (Maximum, was sonst?) waren zumindest fragwürdig, weil beide immer wieder Verletzungen hatten und nie konstant auf All-Star-Niveau spielten. MPJ ist inzwischen sogar nur ein Rollenspieler, dafür aber zumindest ein brandgefährlicher Schütze.
Murray ist ein Spezialfall. In der Regular Season überragte der Guard selten, dafür lieferte er Jahr für Jahr in den Playoffs ab und agierte wie einer der besten Spielmacher der Welt. So verbuchte Murray beim Titel-Run 26 Punkte und sieben Assists im Schnitt - bei 47/40/90-Splits. Mit Jokic versteht sich der Kanadier blind, das Two-Men-Game der beiden ist kaum zu verteidigen, wenn Murray seinen Rhythmus hat.
Zumeist war der 27-Jährige auch der Closer, so gesehen in der Playoff-Serie gegen die Los Angeles Lakers, als Murray gleich zwei Gamewinner traf. Aber: Murray hatte fast das ganze Jahr Probleme am Schienbein, immer wieder schonten die Nuggets den Guard, der dann eine sehr wechselhafte Postseason spielte und nur 40 Prozent seiner Würfe traf. Vor allem gegen das giftige Minnesota kam Murray an seine Grenzen.
Alternativen hat Denver aber nicht, einen Verlust im kommenden Sommer hätten die Nuggets nicht auffangen können, was Murrays Verlängerung beinahe alternativlos machte. Durch den neuen Max-Vertrag ist auch klar, dass Denver weiterhin große Probleme haben wird, das Team nicht zu teuer werden zu lassen. Denn: Luxussteuer zahlt Besitzer Stan Kroenke nur äußerst ungern, was sich in diesem Sommer mal wieder durch den (vermeidbaren) Abgang von Murrays Backcourt-Partner Kentavious Caldwell-Pope zeigte.
Der Murray-Deal macht es nicht leichter, denn als Nächsten müssen die Nuggets mit Aaron Gordon (29) verhandeln, der im kommenden Sommer den Markt testen könnte. Zusammen mit Jokic und Murray bildet der Forward das Rückgrat der Mannschaft, seine Addition im März 2021 war das entscheidende Puzzleteil, das Denver in der Vergangenheit fehlte.
Spieler | Position | 24/25 | 25/26 | 26/27 | 27/28 | 28/29 |
---|---|---|---|---|---|---|
Nikola Jokic | Center | 51,4 | 55,2 | 59,0 | 62,8* | UFA |
Jamal Murray | Guard | 36,0 | 46,4 | 50,1 | 53,8 | 57,5 |
Michael Porter Jr. | Forward | 38,3 | 40,8 | UFA | - | - |
Aaron Gordon | Forward | 22,8 | 22,8* | UFA | - | - |
Zeke Nnaji | Center | 8,9 | 8,2 | 7,5 | UFA | - |
Dario Saric | Forward | 5,2 | 5,4* | UFA | - | - |
Russell Westbrook | Guard | 3,3 | 3,5* | UFA | - | - |
Christian Braun | Guard | 3,1 | 4,9** | RFA | - | - |
DaRon Holmes | Forward | 3,1 | 3,2 | 3,4** | 5,5** | RFA |
Julian Strawther | Forward | 2,6 | 2,7** | 4,8** | RFA | - |
Peyton Watson | Forward | 2,4 | 4,4** | RFA | - | - |
DeAndre Jordan | Center | 2,1 | UFA | - | - | - |
Vlatko Cancar | Forward | 2,1 | UFA | - | - | - |
Jalen Pickett | Guard | 1,9 | 2,2 | 2,4* | UFA | - |
Hunter Tyson | Forward | 1,9 | 2,2 | 2,4* | UFA | - |
22,8 Millionen Dollar bekommt Gordon derzeit pro Jahr, vermutlich wird er weit über 30 fordern, was Denver auf jeden Fall in die Luxussteuer bringen würde. Andererseits: Denver hat bewiesen, dass man mit einem Jokic in seiner Prime um einen Titel mitspielen kann, entsprechend sollte auch Gordon gehalten werden.
Doch ist das sicher? Die Abgänge von Bruce Brown und KCP deuten zumindest an, dass man nicht um jeden Preis die Mannschaft zusammenhalten wird, zuletzt gab es auch Gerüchte über mögliche Differenzen zwischen dem Front Office und Coach Michael Malone. Die Vorsaison mit dem Aus in Spiel sieben in der zweiten Runde gegen die Minnesota Timberwolves war enttäuschend, es war deutlich mehr drin. Gleichzeitig zeigte sich auch, dass Denver nicht mehr die Tiefe aus dem Meisterjahr hatte, weil Youngster wie Christian Braun oder Peyton Watson nicht die erhofften Schritte machten.
Solange Jokic aber in Denver spielt, muss mit den Nuggets immer gerechnet werden. Die Verlängerung von Murray ist zwar riskant, als Zeichen an den Franchise-Spieler aber wichtig. Und: Wenn Murray gesund bleibt sowie endlich mal konstant eine Saison über die Bühne bringt, ist das nicht einmal ein schlechter Deal.
rar