30.12.2024, 12:04
Vergleich mit Michael Jordan im selben Alter
LeBron James feiert heute seinen 40. Geburtstag - und beweist weiterhin, dass Alter nur eine Zahl ist. Doch sind seine Leistungen im Karriereherbst ein Argument in der GOAT-Debatte? Ein Vergleich zu Michael Jordan verschafft Klarheit.
Im November sorgte LeBron James für Aufsehen, als er über den weiteren Verlauf seiner Karriere sprach. "Ich werde nicht mehr viel länger spielen", erklärte der "King", der am heutigen 30. Dezember seinen 40. Geburtstag feiert. Bereits jetzt ist er der älteste aktive Spieler der Liga. Morgen könnte er sich in die Geschichtsbücher eintragen und als 29. Spieler der NBA-Historie ein Spiel in seinen 40ern bestreiten.
In diese Liste konnte sich Michael Jordan bereits knapp zwei Jahrzehnte zuvor eintragen. Nach seinem erneuten Comeback 2001 spielte der sechsfache NBA-Champion noch zwei Saisons für die Washington Wizards, ehe er 2003 die Marke knackte und sich wenige Monate später in den nun endgültigen Ruhestand verabschiedete.
Obwohl Jordan während dieser Jahre den Nimbus des "Superhelden" ablegte, bleibt er für viele Basketballfans der beste Spieler aller Zeiten. Einzig LeBron James, das heutige Geburtstagskind, wird in solchen Diskussionen als ernstzunehmender Widersacher gehandelt.
Diese Debatte ist bekanntermaßen ein Fass ohne Boden, zahlreiche Variablen begünstigen die Argumente beider Seiten. Ganz faktisch festzustellen ist jedoch die Leistung beider Spieler im Herbst ihrer Karriere - im 40. Lebensjahr.
Die "Langlebigkeit" wird oft als Paradeargument für LeBron James herangezogen. Nicht zu Unrecht: In der vergangenen Saison brach er Kareem Abdul-Jabbars Rekord als ältester Spieler mit einem Punkteschnitt von über 25 pro Spiel. Zudem führt James seit kurzem die Liste der meisten absolvierten NBA-Minuten an.
Dennoch hinterlässt "Vater Zeit" Spuren. Zwischen 2018 und 2023 spielte James in nur einer Saison mehr als 56 Spiele. Auch in der laufenden Saison verpasste er bereits Partien aufgrund von Verletzungen.
Ein wesentlicher Unterschied zu Michael Jordan: Während LeBron ohne längere Pausen durchspielte, gönnte sich Jordan zwei Auszeiten - in den Saisons 1993/94 und 1998 bis 2001. Trotz seines Alters absolvierte Jordan 2002/03 alle 82 Saisonspiele, verpasste jedoch mit den Wizards die Playoffs.
Während LeBron James als möglicherweise komplettester Spieler der NBA-Geschichte angesehen wird, sagt man Jordan nach, der beste Scorer gewesen zu sein. Ein flüchtiger Blick auf die Statistik bestätigt dies. Mit 30,1 Punkten pro Spiel besitzt Jordan den höchsten Karriereschnitt aller NBA-Akteure mit mindestens 1000 Partien. LeBron James rankt hier "nur" auf Platz vier (27,1), noch hinter Wilt Chamberlain (2) und Kevin Durant (3).
Ein anderes Bild sich jedoch in den letzten Zügen ihrer Karriere. Michael Jordan legte in der Spielzeit 2002/03 in 82 Spielen 20,0 Punkte pro Spiel auf und traf dabei lediglich 44,5 Prozent seiner Würfe aus dem Feld, bei den Dreiern waren es sogar nur 29,1 Prozent. LeBron James hat in der laufenden Saison zwar ebenfalls mit Effizienzproblemen zu kämpfen, die durchschnittlichen 49,6 Prozent getroffenen Würfen liegen allerdings immer noch deutlich über Jordan. Bei sehr ähnlichem Volumen kommt James immerhin auf 3,5 Punkte mehr pro Spiel (23,5).
Nach ihrem Titelgewinn im Jahr 2020 gehören die Los Angeles Lakers längst nicht mehr dem Kreis der engeren Titelfavoriten an. Die Vorsaison beendeten die Kalifornier auf dem achten Platz (47 Siege). Dank eines Sieges in der ersten Runde der Play-Ins trafen James und Co. in den Playoffs gegen ihre Nemesis Denver Nuggets an, gegen die man sich erneut die Zähne ausbiss (4-1). In keinem Spiel verlor man allerdings mit mehr als elf Punkten.
Die von Michael Jordan und Jerry Stackhouse angeführten Wizards verbuchten 2002/03 im Vergleich dazu zehn Siege weniger (37). In der schon damals verhältnismäßig schlechteren Eastern Conference verpasste man die Playoffs als neunter Platz knapp. Jordan beendete seine Karriere daraufhin final und trat in die zweite Reihe (Management) der Wizards zurück, wo er ähnlich unerfolgreich blieb.
Mit immerhin mehr als 20 Punkten pro Spiel und keinem Fehltag absolvierte Jordan dennoch eine deutlich bessere Abschlusssaison als weithin angenommen. Dem aber scheinbar nur auf dem Papier alternden James konnte er im 40. Lebensjahr allerdings nicht die Stirn bieten. Bleibt zu hoffen, dass wir den "King" noch viele weitere Jahre auf dem Court bewundern dürfen. In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, LeBron!
Julius Ostendorf