10.08.2024, 23:58
Ein Umbruch steht bevor
Die USA haben zum fünften Mal in Folge die Goldmedaille bei Olympia geholt. Den Nimbus der Unbesiegbarkeit, den gibt es nicht mehr. Die USA stehen vor einem Umbruch, der schmerzhaft einige Defizite zum Vorschein bringen könnte. Ein Kommentar.
Es ist schon bezeichnend. Die besten Spieler bei diesem Turnier für die USA waren LeBron James (39), Stephen Curry (36) und Kevin Durant (bald 36) - also jene Spieler, die den amerikanischen Basketball seit über einer Dekade prägen. Über die Hälfte des Kaders hat seinen 30. Geburtstag bereits gefeiert.
Die "Avengers" altern, große Teile des Teams werden in vier Jahren in Los Angeles nicht mehr mit dabei sein. Der Talent-Pool der USA bleibt natürlich unerschöpflich, doch in der NBA ist ein klarer Trend erkennbar, dass in der Spitze mehr und mehr ausländische Spieler vorzufinden sind. Im All-NBA First Team, also bei der Wahl zu den fünf besten Spielern der Saison, hielt nur Jayson Tatum (26) die Fahne mit den Sternen und Streifen hoch.
Jener Tatum, der von Head Coach Steve Kerr bei diesem Turnier für die meiste Zeit links liegen gelassen wurde. So schön es aus nostalgischer Sicht auch ist, dass die USA noch einmal alle Legenden in einem Team versammelten, darf man auch nicht vergessen, dass es auch keine besseren Alternativen gab.
Es bleibt die Frage, wer denn nun das nächste Gesicht von USA Basketball sein wird? Tatum, Devin Booker (27) und Anthony Edwards (22) sind in dieser Hinsicht vermutlich die Hoffnungsträger, andere Jungstars wie Zion Williamson, Ja Morant oder mit Abstrichen Trae Young waren für dieses Team überhaupt kein Thema bzw. erlebten nach großem Hype bereits ihren ersten Karriereknick.
Sie alle sind zwar gute Spieler, aber besitzen (noch) nicht die Extraklasse der diesjährigen Gold-Gewinner. In vier Jahren kann viel passieren, andere Spieler können sich ins Rampenlicht spielen, aber die offensichtlichen Nachfolger der alten Generation sind noch nicht erkennbar.
Das Talent und die Tiefe der Mannschaft waren die großen Vorteile in diesem Jahr, Teams wie Serbien hielten vor allem mit einem eigenen Superstar (Jokic) sowie einer gut funktionierenden Mannschaft dagegen. Sollte den USA aber jene Extraklasse von KD, LeBron oder Curry fehlen, wird die Toleranz für Fehler immer kleiner. Selbst dieses Superteam stand gegen Serbien am Rande einer Niederlage und das alles andere als perfekte französische Team war ebenfalls nicht weit weg.
Die meisten Teams wachsen über Jahre zusammen, die DBB-Auswahl ist dafür ein gutes Beispiel, die USA werden ihre Mannschaft vermutlich wieder zusammenwürfeln müssen, da nur wenige Stars ein mehrjähriges Commitment eingehen wollen. Warum auch? Schließlich haben die USA nun fünf Goldmedaillen am Stück geholt.
Nur überraschender Misserfolg wird dies ändern (siehe Olympia 2004), das WM-Halbfinale gegen Deutschland war ein weiterer Weckruf. Möglich, dass es 2028 auch bei Olympia passieren könnte? Überhaupt zeigte die vergangenen beiden Weltmeisterschaften, dass die USA mit einem B-Team nicht zu einem Titel spazieren können. Das letzte WM-Gold ist bereits zehn Jahre her.
In diesen zehn Jahren ist viel passiert, Stück für Stück holt die Welt weiter auf. In diesem Jahr wackelte die USA nur kurz, doch es zeigte sich, dass wir nicht mehr weit davon entfernt sind, dass auch die Creme de la Creme der USA scheitern könnte.
Robert Arndt