15.08.2024, 14:14
Spanier übernimmt undankbare Aufgabe
Alex Mumbru wurde am Donnerstag offiziell als neuer Bundestrainer vorgestellt. Der 45-Jährige ist eine überraschende Wahl und leicht wird es der Spanier zu Beginn nicht haben. Gordon Herbert hat große Fußstapfen hinterlassen. Ein Kommentar von basketball-world.news-Chefredakteur Robert Arndt.
Es gibt dankbarere Aufgaben, als dem erfolgreichsten Bundestrainer der Verbandsgeschichte zu folgen. Gordon Herbert hat den deutschen Basketball nachhaltig geprägt, durch seine Arbeit sind die Ansprüche in Basketball-Deutschland gestiegen. Es ist keine zehn Jahre her, da hätte man Platz 4 bei Olympia mit Kusshand genommen.
Stattdessen war die Enttäuschung über ein verlorenes Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich groß, es wurde einer vergebenen Chance nachgetrauert. Das stimmt gewissermaßen, zeigt aber auch, dass der deutsche Basketball nach drei Top-4-Platzierungen inklusive Weltmeister-Titel verwöhnt ist. Eine Garantie für nachhaltigen Erfolg gibt es jedoch nicht.
Das macht es so schwer für Mumbru, der für viele Fans zunächst einmal nicht greifbar ist. Einzelnen ist er vielleicht noch als Teil der großartigen spanischen Teams aus den 2000ern bekannt, doch was der 45-Jährige als Trainer verkörpert und auf dem Kasten hat? Das weiß keiner so genau, auch weil Valencia in der EuroLeague Mittelmaß verkörperte und in Deutschland kaum beachtet wurde. Es macht die Verpflichtung zu einer Black Box.
Mumbru hat noch nie außerhalb von Deutschland gelebt oder gearbeitet, er ist der erste Bundestrainer seit Henrik Dettmann, der keinerlei Bezug zu Deutschland hat. Das kann Risiko und Chance zugleich sein. Gleichzeitig war der potenzielle Kreis für den DBB vermutlich klein. Die Voraussetzung, exklusiv für den Verband zu arbeiten, gibt es in kaum einem anderen Land und dürfte viele Interessenten abgeschreckt haben, hinzu kam der Wunsch nach einer gewissen Erfahrung der Kandidaten. Hier schränkte sich der DBB (unnötig) selbst ein, selbst wenn man damit mit Herbert exzellent gefahren ist.
Auch Dettmann arbeitete lange exklusiv für den Verband und brachte mit seiner Philosophie - er installierte unter anderem die Triangle Offense der Chicago Bulls beim DBB - frischen Wind. Mumbru wird vermutlich ebenfalls einige Dinge ändern und das zwangsläufig. Es werden in den kommenden Wochen sicherlich einige Rücktritte vermeldet werden, Daniel Theis (32), Johannes Voigtmann (31) oder Niels Giffey (33) sind Kandidaten, dazu wird in der kommenden EM-Qualifikation ein rundum erneuertes Team an den Start gehen müssen.
Sowohl die NBA als auch die Euroleague wird im November nicht pausieren, stattdessen muss Mumbru im Prinzip gleich zwei Teams aufbauen. Eines für die Qualifikation und eines für die Europameisterschaft, sollte man sich dafür qualifizieren. Ob bei der EM überhaupt alle Stars dabei sind? Auch das ist fraglich, erst recht nach vier Turnieren in vier Jahren. Die Bild spekulierte bereits, dass womöglich die Wagner-Brüder fehlen werden.
Gleichzeitig ist der Pool von deutschen Spielern größer geworden, jüngere Akteure werden ihre Chance bekommen, um sich für die Zukunft zu empfehlen. Das wird Mumbrus Hauptaufgabe sein: Er muss den Spagat schaffen, um alte (erfolgreiche) Strukturen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig auch die nächste Generation zu integrieren.
Dabei wird es Rückschläge geben (auch Herbert verlor sein erstes Spiel gegen Estland!), vielleicht reicht es bei der EM auch nicht für eine Medaille, doch niemand sollte den Fehler machen, Mumbru aufgrund der Herbert-Ära zu bewerten. Diese steht für sich und das wird auch immer so bleiben.