vor 16 Stunden
Die Offseason der Los Angeles Clippers
Die Los Angeles Clippers stehen vor einem kleinen Umbruch. Der Abgang von Paul George konnte nur bedingt kompensiert werden. Die Vertragsverlängerung mit James Harden markiert dagegen den Anfang eines neuen Kapitels.
Nach fünf Jahren wurde das Projekt der Los Angeles Clippers um die beiden Superstars Kawhi Leonard und Paul George vorzeitig beendet. Das Forward-Duo sollte die Machtverhältnisse im immer noch mehrheitlich Lakers-dominierten Los Angeles verschieben. Zahlreiche Verletzungen verhinderten allerdings, dass das Team jemals die eigenen Ansprüche erreichen würde. Nur einmal schafften es die Kalifornier tatsächlich in die Conference Finals - vom großen Ziel eines NBA-Titels waren sie also zu jeder Zeit weit entfernt.
Da man sich allerdings nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte, verließ Paul George schließlich das Team gen Osten für die Philadelphia 76ers. Die Franchise des exzentrischen Microsoft-Milliardärs Steve Ballmer hätte dabei sicherlich noch gern mit "PG" verlängert. Die neuen Sanktionen für Teams, die die Gehaltsobergrenze pulverisieren, schienen den Clippers aber zu hart.
Stattdessen verlängerte man den ebenfalls ausgelaufenen Vertrag von James Harden für zwei Jahre (70 Mio. Dollar). Dazu sicherte man sich die Dienste von Derrick Jones Jr. für drei Jahre, der in Playoffs für Dallas goldwert war. Mit Nicolas Batum kommt zudem ein alter Bekannter zurück.
Interessant ist die Verpflichtungen von Kevin Porter Jr., den man von Panathinaikos Athen zurück in die NBA holte und mit einem Zweijahresvertrag zum Minimum ausstattete. Zweitrundenpick Cameron Christie bekam ebenfalls einen Vertrag zum Spottpreis.
Zugänge: Cameron Christie (Draft #46), Nicolas Batum, Mo Bamba (beide Philadelphia 76ers), Derrick Jones Jr. (Dallas Mavericks), Kris Dunn (Utah Jazz), Kevin Porter Jr. (PAOK)
Abgänge: Paul George (Philadelphia 76ers), Mason Plumlee (Phoenix Suns), Daniel Theis (New Orleans Pelicans), Brandon Boston Jr. (San Antonio Spurs), Russell Westbrook (Denver Nuggets)
Spieler | Position | 24/25 | 25/26 | 26/27 | 27/28 |
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Kawhi Leonard | Forward | 49,2 | 50,0 | 50,3 | UFA |
James Harden | Guard | 33,7 | 36,3* | UFA | - |
Norman Powell | Guard | 19,2 | 20,5 | UFA | - |
Ivica Zubac | Center | 11,7 | 18,1 | 19,5 | 21,0 |
P.J. Tucker | Forward | 11,5 | UFA | - | - |
Terance Mann | Guard | 11,4 | 15,5 | 15,5 | 16,0 |
Derrick Jones Jr. | Forward | 9,5 | 10,0 | 10,5 | UFA |
Kris Dunn | Guard | 5,2 | 5,4 | 5,7*** | UFA |
Nicolas Batum | Forward | 4,7 | 4,9* | UFA | - |
Bones Hyland | Guard | 4,2 | RFA | - | - |
Amir Coffey | Guard | 4,0 | UFA | - | - |
Kobe Brown | Forward | 2,5 | 2,7** | 4,8** | RFA |
Kevin Porter Jr. | Guard | 2,2 | 2,5** | UFA | - |
Mo Bamba | Center | 2,0 | UFA | - | - |
Cameron Christie | Guard | 1,2 | 2,0 | 2,3*** | 2,5** |
UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent, *Player-Option, **Team-Option, ***nicht garantiert
Auch ohne Paul George befinden sich in Kawhi Leonard und James Harden natürlich noch zwei hervorragende Basketballer in den Reihen der Clippers. Außerdem wurde der Kern der Rotationsspieler ebenfalls schon lange nicht mehr angetastet. Das Ziel der Clippers wird auch in dieser Saison wieder NBA-Titel heißen - auch, wenn man das diesmal nicht so selbstbewusst sagt wie früher.
Das durch den Abgang von George eingesparte Gehalt könnte bis zur Trade-Deadline durchaus nochmal reinvestiert werden. Mit lediglich zwei Erstrundenpicks in der Hinterhand (2030 und 2031) sieht es auf der Angebotsseite zwar dünn aus. Um ein ernstzunehmender Titelanwärter zu sein, fehlt dem Team aus Los Angeles allerdings nicht viel.
Die Anfälligkeit für Verletzungen limitierte beinahe jeden der vergangenen Playoff-Runs der Clippers. Der Abgang von Paul George beseitigt in dieser Hinsicht eine Schwachstelle des Teams, wenngleich "PG" sportlich nicht ersetzt wurde. In der kommenden Saison müssen James Harden und Kawhi Leonard also eine noch höhere Scoringlast tragen. Fraglich, ob das bei der Verletzungshistorie der beiden gut gehen kann. Zumindest am defensiven Ende gelang es den Clippers in Derrick Jones Jr. einen anständigen Ersatz zu finden.
Keine Schwäche, aber auch keine Stärke des Teams war in der vergangenen Saison der Beitrag der Bankspieler. Mit 36,3 Punkten lag das Team im oberen Mittelfeld der Liga. Dabei profitierte die Mannschaft auch von Russell Westbrook, der die zweite Garde von der Bank aus zu führen wusste. Durch seinen Weggang gehen den Clippers 11,1 Punkte und 4,5 Assists pro Spiel verloren. Adäquater Ersatz wurde hingegen nicht verpflichtet.
In der Preseason schlug sich das neuformierte Clippers-Team besser als zu erwarten war (3:1). Auch ohne den verletzten Kawhi Leonard trumpften Spieler wie Jones Jr., Norman Powell oder auch Kevin Porter Jr. auf. Insgesamt profitierte die Mannschaft durchaus auch davon, dass andere Teams nur die zweite und dritte Reihe von der Leine ließen, während man selbst mit annähernd voller Kapelle auftrat. Dennoch: Das Energielevel in den ersten Saisonspielen stimmte.
Anders als noch in den vergangenen Jahren müssen die Clippers nun jedoch Team-Basketball spielen - und das mit James Harden! Angesichts der verloren gegangenen Starpower und des ebenfalls nicht jünger (und weniger verletzungsanfällig) werdenden Kawhi Leonard ist eine erneute direkte Playoff-Platzierung unwahrscheinlicher geworden. Der Kampf um die Play-Ins scheint realistisch.
jos