07.08.2024, 21:36
DBB-Frauen scheitern im Viertelfinale
Der Traum von einer Medaille ist für DBB-Frauen geplatzt. Im Viertelfinale zeigte Frankreich den Deutschen ihre Grenzen auf, das soll aber nicht schmälern, dass die DBB-Auswahl bei ihrer Premiere ein starkes Turnier absolvierte.
Alexis Peterson schaute im vierten Viertel die Schiedsrichterin nur noch fassungslos an. Gerade hatte sich die deutsche Aufbauspielerin einen Rebound in der eigenen Hälfte gesichert, bevor gleich zwei Französinnen sich wie die Hyänen auf Peterson warfen, um ihr den Ball zu entreißen. Es dauerte eine Zeit, bevor die Schiedsrichterin dann doch Erbarmen hatte und ein Foul pfiff.
So war es für die DBB-Auswahl über die kompletten 40 Minuten, die mit 71:84 verloren gingen. Die Französinnen spielten physisch, sie agierten enorm aggressiv und arbeiteten in der Verteidigung ununterbrochen mit ihren Händen. Es gibt das Motto "Man kann nicht alle Fouls pfeifen", genau nach diesem Mantra agierten die Gastgeberinnen. Zwar marschierten die Deutschen 32-mal an die Freiwurflinie, doch auf der Gegenseite standen eben auch 14 Steals (20 deutsche TO) und acht Blocks.
Sowohl Peterson als auch Satou Sabally, Deutschlands beste Ballhandlerinnen, wurden am Perimeter massiv unter Druck gesetzt und wenn der Ball mal Richtung Zone ging, war oft ein langer Arm im Weg oder die Gastgeberinnen schlugen wie wild auf die deutschen Bigs ein (Nyara Sabally nahm 15 Freiwürfe), wenn sie den Ball in den Händen hatten. Die DBB-Auswahl traf nur 35 Prozent aus dem Feld und versuchte überhaupt nur 14 Dreier.
Vor allem Satou Sabally erwischte einen Abend zum Vergessen. Es dauerte fast 34 Minuten, bevor die Starspielerin von den Dallas Wings überhaupt ein Field Goal verbuchen konnte. Zehn Punkte (2/10 FG), sechs Rebounds, einen Assist und sieben Turnover waren ihr Arbeitsnachweis in gut 35 Minuten, womit sie zwölf Zähler unter ihrem Turnierschnitt blieb.
Es war nicht ihr Spiel, viele Ballverluste waren vermeidbar, offensiv fand sie erst im vierten Viertel ein wenig Rhythmus, als es schon zu spät war. Das ist schade, schließlich war es zuvor von Satou Sabally als auch der gesamten Mannschaft ein großartiges Turnier - und das ist es auch, was am Ende überwiegen sollte.
"Ich bin einfach traurig, dass ich dem Team heute nicht helfen konnte. Trotzdem bin ich stolz auf uns. Der deutsche Basketball ist gewachsen", sagte Satou Sabally, die vor den Spielen fünf Monate verletzt fehlte und gerade rechtzeitig vor Olympia wieder fit wurde. "Ich will es nicht darauf schieben. Ich hätte besser performen können. Aber ich habe Verständnis für meine Leistung. Mein Sport-Ego hat dafür kein Verständnis", ärgerte sich Flügelspielerin.
Gleichzeitig darf auch nicht vergessen werden, wie gut der Gegner war, insbesondere Marine Johannes, die 24 Punkte erzielte und mehr Dreier als das gesamte deutsche Team traf (5/10 3P). Die Aufbauspielerin war an diesem Abend eine Klasse für sich, die Deutschen fanden keine Mittel gegen die 29-Jährige. Hinzu kamen 15 Zähler in Transition und 27 zugelassene Punkte durch Ballverluste.
Es sind die Statistiken eines jungen Teams. Die deutsche Mannschaft befindet sich noch am Anfang, die Abläufe funktionieren noch nicht reibungslos, durchschnittlich 20 Ballverluste waren einfach zu viel. Mit Ausnahme von Kapitänin Marie Gülich sind alle Stützen unter 30 Jahre jung, sechs Spielerinnen im Kader waren sogar maximal 24 Jahre. Mit den Sabally-Schwestern, Leonie Fiebich oder Luisa Geiselsöder haben die DBB-Frauen ein gutes Fundament, selbst die eingebürgerte Peterson (29) hat sicherlich noch ein paar junge Jahre im Tank.
Die DBB-Auswahl hat bei diesem Turnier Pionierarbeit für den deutschen Frauen-Basketball geleistet, der dank ihnen sowie den goldenen 3x3-Frauen eine Aufmerksamkeit erfährt, wie es sie in Deutschland noch nie zuvor gegeben hat. Diesen Schwung gilt es nun mitzunehmen, wenn im kommenden Sommer eine Gruppe bei der EuroBasket 2025 in Hamburg ausgetragen und im Jahr darauf die WM in Berlin stattfinden wird.
So bitter dieses Viertelfinale auch gewesen sein mag, es kann der deutschen Mannschaft nur helfen. Sie war auf der großen Bühne, sie hat gesehen, was im Vergleich zu den Top-Nationen noch fehlt. Und das ist wahrlich nicht viel, wie auch die Bundestrainerin Lisa Thomaidis feststellte: "Hier spielen die besten Teams der Welt und da wollten wir dabei sein. Wir haben bewiesen, dass wir dazu gehören."
Robert Arndt