12.09.2024, 11:48
Den Sixers rennt die Zeit davon
Die Philadelphia 76ers haben mit Paul George den Königstransfer des Sommers gelandet und sich mal wieder neu erfunden. Nun soll in der kommenden Saison der große Angriff kommen, viel Zeit bleibt dem Team schließlich nicht mehr.
Für Daryl Morey muss der Sommer ein absoluter Traum gewesen sein. Mit Joel Embiid stand nur ein einziger Spieler fest unter Vertrag, alles andere war der Kreativität des erfahrenen Sixers-GMs überlassen. Und dieser lieferte ordentlich ab.
Die Verlängerung von Tyrese Maxey (5 Jahre/204 Mio. Dollar) war ein No-Brainer, die Akquisition von Paul George aus L. A. kann gut und gerne als Königstransfer des Sommers bezeichnet werden. Caleb Martin aus Miami loszueisen, war ebenfalls ein absoluter Steal. Mit Eric Gordon, Reggie Jackson und Andre Drummond verpflichtete Morey zusätzlich gute Veteranen , die alle viel Playoff-Erfahrung mitbringen.
Spannend ist auch die Verpflichtung von Olympia-Held Guerschon Yabusele. Der Ex-Celtic gibt dem Team wichtige Physis für die großen Positionen und kann auch mal als Backup-Center für Embiid agieren. Die Verlängerungen von Kelly Oubre, Kyle Lowry und K. J. Martin tun der Banktiefe ebenfalls gut. Einzig der Abgang von Nicolas Batum schmerzt, der Forward war als Connector und flexibler Verteidiger äußerst wertvoll.
Im Draft haben die Sixers ebenfalls zweimal zugeschlagen. Mit Jared McCain kommt ein starker, aber relativ kleiner Shooter (1,88 m), der in Sachen Physis in der NBA Probleme bekommen könnte. Ganz anders sieht es beim zweiten Rookie aus. Adem Bona ist ein explosiver Center, der im Sommer anscheinend auch fleißig an seinem Wurf gearbeitet hat. Bei Embiids Verletzungsanfälligkeit dürfte der 21-Jährige direkt einige Minuten sehen.
Zugänge: Andre Drummond (Chicago Bulls), Eric Gordon (Phoenix Suns), Paul George (L. A. Clippers), Caleb Martin (Miami Heat), Reggie Jackson (Denver Nuggets), Guerschon Yabusele (Real Madrid), Jared McCain (Draft), Adem Bona (Draft)
Abgänge: Tobias Harris (Detroit Pistons), Nicolas Batum (L.A. Clippers), De'Anthony Melton (Golden State Warriors), Buddy Hield (Golden State Warriors), Cam Payne (New York Knicks), Robert Covington (vereinslos)
Starter | 2nd | 3rd | 4th |
---|---|---|---|
Tyrese Maxey | Kyle Lowry | Reggie Jackson | Jeff Dowtin Jr. |
Kelly Oubre Jr. | Eric Gordon | Jared McCain | |
Paul George | KJ Martin | Ricky Council IV | |
Caleb Martin | Guerschon Yabusele | ||
Joel Embiid | Andre Drummond | Adem Bona |
Seit dem Beginn der Embiid-Ära haben die Sixers mittlerweile schon das dritte hochkarätige Gewand übergestreift. Die erfolgsversprechende Kombination um Ben Simmons und Jimmy Butler endete ohne Titel, aber mit viel Ärger, genau wie die Harden-Sixers. Mit PG-13 steht nun der nächste große Star in Philadelphia bereit, um die Mission Championship endlich abzuschließen.
Mit Maxey (23) hat Philly schon den Franchise-Spieler der Zukunft in ihren Reihen, noch ist es aber ganz klar Embiids Team. Der Center spielte in der vergangenen Saison den wohl besten Basketball seines Lebens, nur eine (weitere) Verletzung kostete ihn am Ende wohl den zweiten MVP-Titel. Hier liegt aber genau das Problem: Embiid ist 30 Jahre alt, ein 2,13-Meter-Riese und hat noch nie mehr als 70 Spiele in einer Saison gespielt, geschweige denn nachhaltig in den Playoffs überzeugt.
Für einen Spieler mit seiner Größe und Verletzungshistorie ist es nicht absehbar, wie viele gute Jahre er noch im Köcher hat, weswegen Philadelphia die kommenden Jahre maximieren muss. In der Vergangenheit war das Problem oft, dass die Sixers ohne ihren Superstar deutlich abgebaut haben. Hier sollen George und die erfahrenen Veteranen für Abhilfe sorgen und Embiid nach Möglichkeit wichtige Pausen schon während der Saison verschaffen. George ist jedoch auch schon 34 und hatte in den vergangenen Jahren viel mit Verletzungen zu kämpfen …
Neben der angesprochenen Verletzungsproblematik ist Rebounding die wohl größte Schwäche des Teams. In der vergangenen Saison waren sie ligaweit nur auf Platz 20 in der Regular Season und sahen in der ersten Playoff-Runde gegen die Knicks an den Brettern oft kein Licht. Da hilft auch nicht, dass mit Tobias Harris der zweitbeste Rebounder des Teams weg ist.
PG-13 kann zwar ordentlich rebounden, hat in der vergangenen Saison aber so wenig an den Brettern gearbeitet wie seit seiner OKC-Zeit nicht mehr. Wichtig wird hier auch sein, wie gut die beiden Neuzugänge Martin und Yabusele sich ins Team integrieren, die beide gute Rebounder sind.
Der Sixers-Kader ist so ausbalanciert wie wohl noch nie in der Embiid-Ära und muss nach dem enttäuschenden Playoff-Aus in der Vorsaison dieses Jahr ganz oben angreifen. Auf dem Papier ist Philly nach Boston (und New York?) das beste Team im Osten.
Wenn alle - und vor allem Embiid - fit bleiben, müssen die ersten Conference Finals seit 2001 das klare Ziel sein. Dort wird dann wahrscheinlich Champion Boston eine Nummer zu groß sein, diesem Team in Bestform muss jedoch alles zuzutrauen sein. Viel Zeit haben sie schließlich nicht mehr.
gfr