23.12.2024, 08:21
Angesichts Gerüchten um NBA-Einstieg in Europa
Mit dem möglichen Einstieg der NBA steht der europäische Basketball vor einer Zäsur. Marco Baldi, Geschäftsführer bei Alba Berlin, erklärt im Gespräch mit basketball-world.news, wie sich die Berliner in Zukunft positionieren wollen.
Der europäische Basketball steht vor einer Zäsur. 2026 laufen die A-Lizenzen der Shareholder der EuroLeague aus, dazu verdichten sich die Anzeichen, dass die NBA recht bald mit eigenen Plänen in den europäischen Markt stoßen wird. Wie dies aussehen soll, ist weiter völlig unklar.
Der Präsident von FIBA Europe, Jorge Garbajosa, sagte unlängst in einem Interview mit der Marca, dass er fest von einem NBA-Einstieg ausgehe. "Adam Silver spricht nicht ohne Grund. Die NBA sieht eine klare Chance in Europa", sagte der frühere spanische Nationalspieler über die Aussagen des NBA-Commissioners vor einiger Zeit.
So gut das Produkt EuroLeague auch ist, finanziell profitieren die meisten Klubs nicht. Verluste über 170 Millionen Euro verbuchten die Teams in der Vorsaison. Wohl auch deswegen entschied sich die Liga für ein Final Four in Abu Dhabi, um so noch einmal Geld in die Kassen zu spülen. Nur Real Madrid und Olympiakos Piräus stimmten gegen das Endturnier in der Wüste, andere Teilnehmer wurden gar nicht befragt. So auch Alba Berlin, die nur mit einer Wildcard am Wettbewerb teilnehmen dürfen.
Dies hat Nachteile - nicht nur finanzieller Art (Alba fehlen laut Sportdirektor Himar Ojeda so rund 1,4 Millionen Euro). "Die 13 Klubs mit Anteilen an der Liga treffen im Prinzip alle Entscheidungen", erklärte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi im Gespräch mit basketball-world.news. "Teams wie Monaco oder Paris, die eine gute Chance auf das Final Four haben, haben gar nichts zu sagen. Das sollte man hinterfragen. Aus Fansicht ist das sowieso keine gute Entscheidung."
Dennoch habe Alba laut Baldi großes Interesse daran, weiterhin in der EuroLeague zu spielen, auch wenn man in dieser Saison nach der Hinrunde erneut die Rote Laterne trägt. Ein blindes Commitment werde es aber nicht geben. "Wenn der Weg nicht transparent und die Strategie bzw. Ausrichtung nicht klar ist, dann kann ich keine Versprechen abgeben."
Gemäß des 62-Jährigen herrsche Uneinigkeit zwischen den Shareholdern der Liga, was dieser als "ein großes Problem" ansehe. Die NBA könnte sich dies nun zunutze machen und in dieses Vakuum hereinstoßen. Medienberichten zufolge zeigt die beste Liga der Welt vor allem an Teams wie Real Madrid, Fenerbahce oder Panathinaikos Interesse, laut "The Athletic" schaue man sich aufgrund der Tradition und des guten Nachwuchsprogramms auch bei Alba Berlin genau an.
Zu diesen Gerüchten wollte sich Baldi nicht äußern, stellte aber klar: "Unser Anspruch ist es, in der höchsten europäischen Liga mitzuspielen und bis heute ist das ganz klar die EuroLeague." Ob dies in knapp zwei Jahren auch noch so ist? Zumindest eine Zusammenarbeit mit der NBA wollte der Geschäftsführer nicht ausschließen.
"Wir haben in den letzten Jahrzehnten unsere Identität entwickelt und eingebracht. Wir arbeiten überall mit, ob in der BBL oder in der EuroLeague. Wir haben einen tollen Markt, wir haben ein Know-how, wir haben eine passende Arena. Für uns geht es darum, diese Position weiter auszubauen."
Robert Arndt