05.08.2024, 22:45
Legende Nowitzki ist hautnah dabei
Das Märchen ist komplett: Die deutschen 3x3-Frauen haben nicht nur die erste deutsche Basketball-Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen, sondern sich in einem dramatischen Endspiel gegen Spanien vor den Augen von Legende Dirk Nowitzki auch noch Gold geholt.
Nach überragender Gruppenphase hatten sich die deutschen 3x3-Damen am Montagnachmittag nach schlechtem Start gegen Mitfavorit Kanada gesteigert und mit einem 16:15-Erfolg sensationell das Finalticket gesichert. Das alles unter den Augen der deutschen Basketball-Ikone Dirk Nowitzki, der auch bei diesem Endspiel gegen Spanien hautnah dabei war und sich natürlich Gold wünschte.
Sein Wunsch sollte erhört werden: Denn in einem extrem spannenden Duell mit den Südeuropäerinnen, das Höhen und Tiefen bot, setzten sich die Deutschen tatsächlich durch und krönten sich unter tosendem Applaus der vielen deutschen Fans vor Ort zu Champions. Zu Gold-Medaillengewinnerinnen, die damit auch das erste deutsche Basketball-Edelmetall überhaupt bei Olympia holten.
Die vier deutschen Spielerinnen Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert legten hierbei zunächst stark los, führten schnell mit 3:0. Dann aber ließen sie etwas Federn, sodass die Ibererinnen selbst auf 6:4 kamen. Kurz darauf stand es sogar schon 8:5 für Spanien, den deutschen Athletinnen schwammen zu diesem Zeitpunkt die Felle davon. Sie sollten länger nicht mehr selbst führen.
Außerdem musste bei diesem neuen 3x3-Format - es gewinnt das Team mit der höchsten Punktzahl am Ende des 10-Minuten-Matches oder die Mannschaft mit zuerst erreichten 21 Punkten - stets auch die Uhr im Blick behalten werden. Bei nur noch knapp fünf Minuten Spielzeit sahen sich Brunckhorst & Co. mit 6:10 durchaus klar im Hintertreffen, ehe die erfahrene 32-jährige Profispielerin selbst die Verantwortung übernahm und via Dreier (zählt im 3x3-Basketball nur zwei Punkte) auf 8:10 verkürzte.
Es lief alles auf einen regelrechten Thriller zu. Rund zwei Minuten vor Ablauf der Uhr stand es 12:12, ehe Spanien wieder auf 15:13 kam. Doch nur wenige Sekunden nach dem zunächst erreichten 14:15-Anschluss dribbelte sich Mevius mutig unter die Reuse, um via Korbleger auf 15:15 zu stellen.
Es folgte allerdings ein Fehlwurf von Brunckhorst, sodass Spanien 40 Sekunden vor Ende an den Ball kam - und sich Juana Camilion plötzlich unnötigerweise verdribbelte. Ein Geschenk aus deutscher Sicht. Und was für ein spanischer Fehler, den Greinacher prompt zum 17:15 auszunutzen wusste. Es folgte zwar noch das 16:17 der Ibererinnen und eine Auszeit, aus der allerdings kein Kapital mehr geschlagen werden konnte. Ein finaler Wurf landete aus schwierigem Winkel am Ring, flog aber nicht rein.
Nach der Schlusssirene gab es selbstverständlich kein Halten mehr - auch IOC-Präsident Thomas Bach applaudierte. Der prominenteste Beobachter Nowitzki, seines Zeichens NBA-Champion von 2011 mit den Dallas Mavericks, WM-Bronze-Gewinner von 2002 und EM-Silbermedaillenträger von 2005, begab sich sogar auf den Platz. "Dirkules" strahlte mit den "Gold-Mädels" bis über beide Ohren und umarmte die überglücklichen und für Fotos posiernde Siegerinnen innig.
"Wahnsinn!", sagte der 46-jährige Edelfan zum 3x3-Coup, der nahezu alle Favoriten an Deutschland abprallen sah. "Das ist auf jeden Fall historisch." Greinacher meinte bei Eurosport: "Die ganze Realisierung, was wir hier gemacht haben, was wir erreicht haben für den Basketball und den Frauen-Basketball in Deutschland - das wird erst später kommen."
Auch von weiter weg gab es Loblieder auf Social Media von Fans - darunter auch Deutschlands 2014er Fußball-Weltmeister Toni Kroos, der auf X schrieb: "Wie geil ist bitte 3x3 Basketball??? Glückwunsch ladies."
Mit dem Olympiasieg endet zugleich auch Brunckhorsts Karriere: Für die 32-Jährige war das Turnier auf dem Place de la Concorde das letzte im Nationaltrikot - was sie wie gemalt nun mit der Goldmedaille veredelte. Ursprünglich wollte die 83-malige Nationalspielerin in Paris auch im klassischen Fünf-gegen-Fünf an den Start gehen. Doch für den ambitionierten Plan gab es kein grünes Licht.
Brunckhorst setzte auf Streetball - und verlieh ihrer Laufbahn einen krönenden Abschluss, ehe es als Managerin in den Stab von Alba Berlin gehen wird, um dort die Förderung und Entwicklung des Mädchen- und Frauenbasketballs voranzutreiben. Ihr Schlussfazit: "Ich hätte mir das nicht besser erträumen können. Ein perfekter Abschluss."
mag