06.03.2023, 19:55
Nachtclub-Video nicht der erste Skandal des Memphis-Guards
Ja Morant gilt auch dank seiner spektakulären Spielweise und enormen Sprungkraft als kommendes Gesicht der NBA. Ein Star ist er 23-Jährige schon jetzt - nun aber brachte sich der Point Guard selbst in Schwierigkeiten, die ihm sogar eine satte Sperre einbringen könnten.
In der Nacht zum Freitag stand in der Western Conference das Duell zwischen Spitzenreiter Denver und Verfolger Memphis auf dem Programm - die Nuggets gewannen 113:97, das Spiel geriet jedoch rasch in Vergessenheit, weil Morant für einen handfesten Skandal sorgte.
In der Nacht streamte der 23-Jährige ein Video via Instagram, das ihn oberkörperfrei in einem Stripclub zeigt, wo er dann auch allem Anschein nach mit einer Pistole herumfuchtelte. Der zweimalige All-Star hat inzwischen sowohl seinen Twitter- als auch seinen Instagram-Account deaktiviert, doch da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Morant zeigte sich zwar reumütig, veröffentlichte ein Video, indem er sich bei "meiner Familie, meinen Mitspielern, Coaches, Fans, Partnern, der Stadt Memphis und der Franchise" entschuldigte und die Verantwortung für sein Verhalten übernahm. Er wolle nun eine Auszeit nehmen und sich Hilfe suchen, "um Wege zu finden, um mit dem Stress besser zurechtzukommen".
In einer ersten Reaktion verkündeten die Grizzlies, dass sie ihrem Superstar in den kommenden zwei Spielen nicht einsetzen würden - das erste Spiel bei den Los Angeles Clippers in der Nacht zu Montag ging 129:135 verloren, das Auswärtsspiel bei den Lakers in der Nacht auf Mittwoch wird Morant ebenfalls verpassen.
Ob es bei diesen beiden Spielen bleiben wird, ist noch unklar. "Es gibt kein Zeitfenster", bestätigte Memphis-Coach Kurt Henlin: "Wir haben gesagt, dass es mindestens zwei Spiele sein werden, wir schauen aber von Tag zu Tag. Es ist ein laufender Heilungsprozess."
Den Sachverhalt genauer anschauen will auch die NBA, wie NBA-Sprecher Mike Bass unlängst bestätigte. "Wir haben das Video wahrgenommen und werden den Fall untersuchen." Die Untersuchung könnte schlimme Folgen haben, denn Morant könnte einen folgenschweren Regelverstoß begangen haben.
Die Liga untersagt es nämlich Spielern, "Feuerwaffen jedweder Art" mit sich zu führen, wenn sie sich auf "Reisen befinden, die im Zusammenhang mit der NBA" stehen - und Morant befand sich in Denver auf einer Reise, die im Zusammenhang mit der Liga stand, weil die Grizzlies dort ein Auswärtsspiel hatten.
Sollte sich herausstellen, dass es sich um seine Waffe gehandelt und er diese mitgebracht habe, dann könnte die NBA ihn drakonisch bestrafen - eine Sperre von 50 Spielen wäre in so einem Fall möglich.
Sportlich dürfte Morant den Grizzlies, die ihn 2019 als zweiten Draft-Pick geholt haben, auf jeden Fall enorm fehlen. Der Point Guard trug mit durchschnittlich 27,1 Punkten, 8,2 Assists und 6 Rebounds maßgeblich dazu bei, dass Memphis so weit oben in der Tabelle steht.
Im Westen belegen die Grizzlies mit 38 Siegen und 25 Niederlagen hinter Denver (45-19) Platz zwei, allerdings sind ihnen sowohl die Sacramento Kings (37-26) und die Phoenix Suns (36-29) dicht auf den Fersen.
Ob es zu einer langen Sperre kommen wird, muss sich aber erst noch zeigen. So oder so: Der Skandal kommt für Morant absolut zur Unzeit, hatte doch erst kürzlich die "Washington Post" darüber berichtet, dass er 2022 gleich zweimal bei der Polizei aktenkundig geworden war. In einem Fall soll er einem 17-Jährigen nach einem Streit während eines Basketballspiels zunächst mehrfach geschlagen und anschließend mit einer Waffe, die er im Hosenbund stecken hatte, bedroht haben.
Im anderen Fall soll er gemeinsam mit neun Begleitern einen Sicherheitsmitarbeiter eines Einkaufszentrums bedroht haben - ausschlaggebend dafür soll gewesen sein, dass Morants Mutter zuvor mit einem Angestellten des Geschäfts in einen Disput geraten war. Morants Anwalt widersprach allen Anschuldigungen. Fakt ist: Anklage wurde nicht erhoben.
drm